Die Angehörigen von Alexej Nawalny pochen auf eine öffentliche Bestattung. Wladimir Putin will dies verhindern. Er fürchtet nämlich einen Propaganda-Albtraum.
Alexej Nawalny
Selbst der tote Alexej Nawalny birgt für den Kreml eine Gefahr. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seine Mitarbeitenden wollen noch diese Woche eine öffentliche Beerdigung von Nawalny.
  • Der Kreml sträubt sich gegen die Pläne. Er soll eine heimliche Bestattung bevorzugen.
  • Denn: Eine öffentliche Veranstaltung könnte Widerstand gegen Putin wecken.
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Die Hinweise verdichten sich von Tag zu Tag: Wladimir Putin soll seinen schärfsten Kritiker Alexej Nawalny (†47) umgebracht haben. Maria Pewtschisch, Direktorin des Nawalny-Fonds, bekräftigt in einem Video die Vorwürfe. Selbst wenn ein Mord nicht rational erscheine, sei dieser dem russischen Präsidenten zuzutrauen.

«Putin hasst ihn so sehr, dass er zu seinem eigenen Nachteil und gegen seine eigenen rationalen Interessen handelt», so Pewtschisch.

Wladimir Putin will öffentliche Beerdigung verhindern

Sogar vor Nawalnys Beerdigung habe Putin Angst, ist sie überzeugt. Eine «Veranstaltung, auf der man zum Grab kommen, Blumen niederlegen und Abschied nehmen kann», sei für den Kreml ein Problem.

Trauern Sie selbst um Alexej Nawalny?

Wladimir Putin drohe dabei nämlich ein Propaganda-Albtraum. «Putin will das verhindern. Putin will diese Bilder nicht.»

Pewtschisch ist überzeugt: «Selbst der tote Nawalny stellt für ihn eine grosse Gefahr dar.» Auch deshalb, weil der Kreml auf einem Friedhof nicht durchgreifen und Menschen verhaften könne.

Beerdigung könnte Anti-Putin-Bewegung helfen

Die grosse Sorge im Kreml: Durch den toten Alexej Nawalny könnte der Widerstand gegen das russische Regime erstarken.

Darauf weisen auch Experten hin. Andreas Umland, Analyst am Stockholmer Zentrum für Osteuropa-Studien, sagte gegenüber Nau.ch: «Der Tod dient als Mobilisierungsschub für die russische Opposition. Nawalny gilt nun als Märtyrer für die Demokratie.»

Alexej Nawalny
Alexej Nawalny befand sich zuletzt in einem Straflager in der Polarregion Russlands.
Nawalny
Nun, kurz vor den Wahlen in Russland, ist Nawalny gestorben.
Video
Kurz vor seinem Tod erschien der Kreml-Kritiker noch in einem Video vor Gericht.
Straflager
Im Dezember wurde er in ein Straflager in Sibirien gebracht.
Julia Nawalnaja
Seine Frau Julia Nawalnaja wird nun zum Symbol für Stärke und fast unvorstellbare Selbstbeherrschung – und zur Hoffnungsträgerin.
Gefängnis
Zuletzt soll er immer wieder in Isolationshaft gesteckt worden sein.

Nach der durch den Kreml verzögerten Übergabe der sterblichen Überreste soll Alexej Nawalny in Moskau beerdigt werden. Seine frühere Sprecherin Kira Jarmysch kündigt via X (ehemals Twitter) an: «Wir suchen einen Saal für eine öffentliche Verabschiedung von Alexej.»

Noch diese Woche solle die Beerdigung stattfinden. «Wenn Sie einen geeigneten Ort haben, kontaktieren Sie uns bitte», so Jarmyschs öffentlicher Aufruf.

Kreml soll Alexej Nawalny heimlich beerdigen wollen

Auch Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja übt Druck aus. Sie bestehe darauf, «dass die Behörden die Beerdigung und die Trauerfeier ‹nach den üblichen Gepflogenheiten stattfinden lassen›».

alexej nawalny
Ljudmila Nawalnaja, die Mutter von Alexej Nawalny, wendet sich in einem Video an Wladimir Putin. - Youtube / Навальный LIVE

Dem Kreml wirft sie vor, der russische Machtapparat wolle sie erpressen und ihren Sohn heimlich beerdigen. «Sie stellen Bedingungen, wo, wann und wie ich Alexej beerdigen soll. Das ist gegen das Gesetz», sagt sie.

Laut offiziellen Angaben starb Alexej Nawalny am 16. Februar im Alter von 47 Jahren im russischen Straflager Polarwolf. Er soll nach einem Spaziergang «plötzlich» zusammengebrochen sein.

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