In Afghanistan werden die internationalen Truppen abgezogen. Dies machen sich die Taliban zu nutzen. Sie erobern immer mehr Städte und Provinzen.
Afghanische Sicherheitskräfte feuern in der Stadt Herat auf Kämpfer der Taliban. Foto: Hamed Sarfarazi/AP/dpa
Afghanische Sicherheitskräfte feuern in der Stadt Herat auf Kämpfer der Taliban. Foto: Hamed Sarfarazi/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit dem 1. Mai werden in Afghanistan die internationalen Truppen abgezogen.
  • Dies nützen die Taliban aus. Sie starten mehrere Offensiven und erobern Gebiete.
  • Alleine im Juli sind dabei über 1'000 Menschen ums Leben gekommen.

Immer mehr afghanische Städte geraten unter die Kontrolle der Taliban. Die Regierung in Kabul hat dem Vormarsch der Islamisten kaum etwas entgegenzusetzen. Zugleich steigt die Zahl der Opfer.

Angesichts steigender Opferzahlen in Afghanistan hat UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths zum Schutz der Zivilbevölkerung aufgerufen. Allein im Juli seien mehr als tausend Menschen durch Angriffe in den Konfliktprovinzen getötet oder verletzt worden.

«Ich bin wegen der sich verschlechternden Situation extrem besorgt», sagte Griffiths am Montag in einer Stellungnahme des UN-Nothilfebüros in Genf. Griffiths unterstützte die UN-Forderung nach einem Waffenstillstand. Er forderte zudem Sicherheit und Bewegungsfreiheit für Hilfsorganisationen in dem Land.

Erfolgreicher Vormarsch der Taliban

Mit Beginn des offiziellen Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan am 1. Mai hatten die militant-islamistischen Taliban mehrere Offensiven gestartet. Inzwischen haben sie mehr als 160 der rund 400 Bezirke und mehrere Provinzhauptstädte erobert. Darunter auch Kundus, wo die Bundeswehr jahrelang einen grossen Stützpunkt hatte.

Die 370'000-Einwohner-Stadt im Norden des Landes sei am Sonntag nach heftigen Kämpfen mit Regierungstruppen gefallen. Dies bestätigten drei Provinzräte sowie ein Bewohner der Deutschen Presse-Agentur. Befürchtet wird, dass die Taliban nach dem Abzug der internationalen Truppen das ganze Land unter ihre Kontrolle bringen. Der CDU-Aussenpolitiker Norbert Röttgen warnte vor einem «Desaster».

Grenzübergänge in den Händen der Taliban

Seit Freitag konnten die Taliban somit fünf von 34 Provinzhauptstädten erobern. Seit Beginn des Abzugs Anfang Mai laufen mehrere Offensiven der Islamisten. Erst konnten sie vor allem im ländlichen Raum massive Gebietsgewinne verzeichnen. Inzwischen kontrollieren sie mehr als die Hälfte der rund 400 Bezirke und auch mehrere Grenzübergänge.

Abgesehen von einer Militärbasis drei Kilometer vom Stadtzentrum und dem Flughafen kontrollieren die Taliban in Kundus nun die ganze Stadt. Dorthin seien Regierungsvertreter geflüchtet, berichteten die Provinzräte. Die Menschen in der Stadt hätten weder Wasser noch Essen. Offiziellen Angaben über verletzte oder getötete Zivilisten lagen zunächst nicht vor.

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