In Berlin-Charlottenburg ist laut deutschen Medien ein Fahrzeug in eine Menschenmenge gerast. Eine Person kam dabei ums Leben, acht wurden schwer verletzt.
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Das Auto, mit dem ein Lenker in Berlin in eine Menschenmenge gefahren ist. - EPA/FILIP SINGER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Fahrzeug ist am Mittwoch in Berlin-Charlottenburg in eine Menschenmenge gerast.
  • Fünf Menschen schweben laut der Berliner Feuerwehr in Lebensgefahr.
  • Der mutmassliche Fahrer wurde festgehalten.
  • Berlins Innensenatorin Iris Spanger bezeichnete die Fahrt als «Amoktat».

Am Mittwoch ist in Berlin ein Fahrzeug in eine Menschenmenge und in ein Geschäft gerast. Dabei wurde nach ersten Angaben der Feuerwehr ein Mensch getötet.

Es gebe insgesamt acht Schwerverletzte, sagte ein Sprecher am Mittwoch am Ort des Geschehens am Beginn des Kurfürstendamms in Berlin Charlottenburg. Fünf davon schwebten in Lebensgefahr. Bei dem Vorfall am Kurfürstendamm wurden insgesamt 14 Menschen verletzt.

Der Fahrer soll ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender Deutsch-Armenier sein, wie die Polizei auf Twitter mitteilte. Passanten hätten ihn festgehalten und an die Einsatzkräfte übergeben. Nach Angaben der «Bild» soll der Mann der Polizei bekannt sein. Es gehe dabei um Eigentumsdelikte.

Ablauf des Vorfalls

Der Vorfall am Mittwoch spielte sich nach bisherigem Stand so ab: Der Mann fuhr den Renault-Kleinwagen am späten Vormittag an der Strassenecke Ku'damm und Rankestrasse auf den Bürgersteig des Ku'damms und in die Menschengruppe. Dann fuhr er auf die Kreuzung und knapp 200 Meter weiter auf der Tauentzienstrasse Richtung Osten.

Kurz vor der Ecke Marburger Strasse lenkte er den Wagen erneut von der Strasse auf den Bürgersteig, touchierte ein anderes Auto, überquerte die Marburger Strasse und landete im Schaufenster einer Parfümerie.

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Ein Polizist sichert Beweise in Berlin nach der Amokfahrt eines 29-Jährigen. Er tötete eine Lehrerin und verletzte viele Schüler, als er am Dienstagvormittag in eine Menschengruppe fuhr. - keystone

Gemäss deutschen Medien soll ein Bekennerschreiben im Auto gefunden worden sein. Berlins Innensenatorin Iris Spanger hat am Nachmittag Meldungen darüber jedoch zurückgewiesen.

«Ein richtiges Bekennerschreiben gibt es nicht», sagte sie am Mittwoch nach einem Besuch am Ort des Geschehens. In dem Auto seien jedoch Plakate mit Äusserungen «über die Türkei» entdeckt worden. Zu weiteren Einzelheiten machte die Innensenatorin zunächst keine Angaben.

Sie bezeichnete die Tat am Dienstagabend als «Amoktat». «Nach neuesten Informationen stellt sich das heutige Geschehen in der Tauentzienstrasse als eine Amoktat eines psychisch beeinträchtigten Menschen dar», erklärte Spranger am Abend im Onlinedienst Twitter.

In Schülergruppe gefahren

Nach Angaben einer Polizeisprecherin handelte es sich bei dem Fahrzeug um einen Pkw. Wie ein Polizeisprecher der «Bild» erklärte, soll das Auto in eine Schülergruppe gefahren sein. Bei der verstorbenen Person handle es sich demnach um die Lehrerin. Bei den Verletzten handelt es sich der Polizei zufolge ausschliesslich um Menschen aus der Schülergruppe.

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Das Auto landete in einem Geschäft der Parfümerie-Kette Douglas.
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Polizei und Rettungsdienste sichern das Areal.
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Viele Polizisten und Rettungskräfte sind vor Ort.
Sanität Helikopter
Auch Rettungshelikopter standen im Einsatz.

Nach Angaben der Polizeisprecherin war es zunächst noch unklar, ob es sich bei dem Geschehen um einen absichtlich herbeigeführten Vorfall oder um einen Verkehrsunfall handelte. Laut Feuerwehr lief vor Ort zunächst die Versorgung der Verletzten, die Polizei sprach von einem grösseren Einsatz.

Am Mittwochvormittag war die Polizei nach eigenen Angaben mit circa 130 Kräften im Einsatz, mit einem Hubschrauber verschafften sich die Beamten einen Überblick aus der Luft. Das Areal war grossflächig abgesperrt. Es waren mehrere Krankenwagen und Polizeiautos vor Ort.

Briten-Schauspieler wurde Zeuge

Aus nächster Nähe miterlebt hat das Unglück der britisch-amerikanische Schauspieler John Barrowman (55). Der unter anderem durch seine Rolle als Captain Jack Harkness in der Kultserie «Doctor Who» bekannte Schauspieler sah, wie das Auto in die Menschenmenge raste. «Ich hörte einen lauten Knall», beschreibt er den Moment, als das Auto in eine Ladenfront fährt.

Der 55-Jährige sieht im Video auf Twitter merklich mitgenommen aus. Er zeigt sich beeindruckt von der Polizeipräsenz. Gegenüber der «BBC» sagt Barrowman: «Wir suchten Schutz hinter einem Baum», einfach, um etwas grosses zwischen sich und einer möglichen zweiten Attacke zu bringen.

Auto raste in Menschengruppe und Schaufenster

Das Auto war nahe der Strassenecke Kurfürstendamm, Rankestrasse, Tauentzienstrasse in eine Gruppe von Menschen gefahren und dann einige Meter weiter im Schaufenster eines Geschäfts auf der Tauentzienstrasse zum Halten gekommen.

Auf einem Foto, das im Internet gepostet wurde, war ein Pkw zu sehen, der im Schaufenster eines Geschäfts steht. Eine Sprecherin der Parfümerie-Kette Douglas bestätigte den Unfall. Es habe im Geschäft keine Verletzten gegeben.

Der Unfallort befindet sich unweit der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg. Dort war im Dezember 2016 ein islamistischer Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren. Damals starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden verletzt.

Mordkommission führt Ermittlungen

Die Präsidentin der Hauptstadt-Polizei, Barbara Slowik, sagte am Mittwochabend im RBB, dass die Mordkommission die Ermittlungen führt. Das Auto des Täters würde kriminaltechnisch untersucht und Zeugen-Videos analysiert.

Es würde in alle Richtungen ermittelt. Weder psychische Beeinträchtigungen, noch andere Hintergründe seien auszuschliessen. «Hinweise auf eine politische Tat haben wir derzeit so nicht, dass wir jetzt den Staatsschutz den Fall übernehmen lassen würden», sagt sie.

Schüler der Realschule in Bad Arolsen werden betreut

Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte: «Wir haben umgehend Notfallbetreuungsteams nach Bad Arolsen geschickt, um den Angehörigen, Mitschülerinnen und Mitschülern sowie den Lehrkräften beizustehen.» Ein Team aus der Schule sei auf dem Weg nach Berlin, um den Jugendlichen vor Ort sowie ihren Eltern zur Seite zu stehen.

Die betroffenen Schüler sollen eine Anlaufstelle in ihrer Schule finden. An diesem Donnerstag werde die Schule ihren Regelbetrieb aufnehmen und zugleich die Schüler in Empfang nehmen, die aus Berlin mit Bussen zurückgebracht würden, sagte der Bürgermeister von Bad Arolsen, Marko Lambion (unabhängig). Betroffen sei eine Abschlussklasse mit 24 Schülern einer Realschule in Bad Arolsen. Sie sollten betreut und aufgefangen werden.

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