Auf den ersten Blick wirkt das Huawei Nova 9 SE wie ein wahrer Preisleistungs-Champion. Ein Datenblatt mit grossen Zahlen ist aber nicht alles, zeigt der Test.
Huawei Nova 9 S
Das Huawei Nova 9 SE schlägt sich im Test ähnlich wie schon das Schwestermodell. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem neuen SE-Modell liefert Huawei quasi eine Grundüberholung des Nova 9.
  • Trotz tieferem Preis hat es eine Kamera mit 108 Megapixel und einen grösseren Screen.
  • Es entpuppt sich aber als billigere Alternative eines ohnehin mittelmässigen Handys.

Vergangenen Dezember konnte das Huawei Nova 9 nur sehr bedingt überzeugen. Es ist im Prinzip ein Mittelklasse-Phone mit Mittelklasse-Preis, so weit, so gut. Mangelnde Software ohne Google-Dienste sind aber nach wie vor ein grosser Minuspunkt. Auch wenn Huawei daran keine Schuld hat.

Mit dem günstigeren Nova 9 SE nimmt Huawei nochmals einen mutigen Anlauf. Ein gesenkter Preis und ein überarbeitetes Datenblatt sollen's richten.

Huawei Nova 9 SE
Beim Nova 9 SE setzt Huawei ganz auf die Spiegeloptik. - Nau.ch

Wenn der neue Ableger aber eines schafft, dann sein Schwestermodell in ein besseres Licht zu rücken. Denn wo nachgebessert wurde, macht es sich praktisch nicht bemerkbar. Dafür sind aber die Nachteile des kleineren Budgets umso spürbarer. Doch von Beginn an.

Das Huawei Nova 9 SE ist ein Hingucker — auf Papier

Optisch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass es sich um ein Huawei Nova handelt. Das Kameramodul ist bis auf einige Details praktisch identisch zum Schwestermodell. Geändert hat sich leider das Material. Statt mattem Glas gibt es nun einen gemusterten Spiegel, welcher Fingerabdrücke geradezu sammelt und unter anderem darum billig wirkt.

Huawei Nova 9 SE
Auch beim Huawei Nova 9 SE sticht zumindest das Kameramodul wirklich positiv heraus. - Nau.ch

Auf der Vorderseite gibt es dann das erste der «Highlights» auf dem Phone. Huawei wirbt hier, dass der Screen im Vergleich zum Nova 9 auf ganze 6,78 Zoll gewachsen ist. Nur ist die Auflösung immer noch FHD+ und die Bildwiederholrate wurde auf 90 Hertz gesenkt. Zudem ist es nicht mehr OLED, sondern LCD, was weniger Helligkeit und Kontrast bedeutet.

Huawei Nova 9 SE
Beim Nova 9 SE ist der Screen nicht nur grösser, sondern auch komplett flach. - Nau.ch

Auch bei der internen Hardware gibt es keine wirklichen Verbesserungen. Ausgestattet ist das Phone weiterhin mit 128 Gigabyte Speicherplatz und 8 GB Arbeitsspeicher. Gepaart mit einem in die Runden gekommenen Snapdragon 680 haut die Leistung des Phones niemanden aus den Socken. Für Alltagsarbeiten reicht es, das Nova 9 SE ist aber wahrlich nicht das schnellste Gerät.

Zumindest dem Akku gebührt — wie schon beim Nova 9 — grosses Lob. Er ist zwar nur noch 4000 Milliamperestunden gross, hat aber seine Langlebigkeit nicht verloren. Einen Arbeitstag schafft er locker, im Notfall liegen sogar zwei drin. Das mitgelieferte 66-Watt-Netzteil bringt den Akku zudem in knapp 40 Minuten von 0 auf 100.

Die Kamera: Grösse ist eben doch nicht alles

Ganz stolz wirbt Huawei auch mit seiner neuen Hauptkamera mit satten 108 Megapixeln. So viele Pixel auf einem so kleinen Sensor waren aber schon immer ein kleines Glücksspiel. Denn um nicht mit den kleinen Pixeln Licht zu verlieren, müssen diese zusammengerechnet werden. Das sogenannte «Pixelbinning» sorgt also dafür, dass Fotos standardmässig gar nicht in einer so hohen Auflösung geschossen werden.

Nova 9 SE Pixelbinning
Gerade beim Heranzoomen fällt auf, dass das grössere Foto mit 108 Megapixeln (r.) nicht unbedingt besser ist. - Nau.ch

Wer will, kann aber in den Einstellungen manuell auf den 108-MP-Modus wechseln. Jedoch gehen dann Features wie Zoom oder AI-Nachbearbeitung komplett verloren. Zudem verliert die Kamera dann an Leistung in schlechten Lichtverhältnissen.

Nova 9 SE Kamera
Bei guten Lichtverhältnissen macht das Huawei Nova 9 SE wirklich ansprechende Fotos.
Nova 9 SE Kamera
Die Ultraweitwinkelkamera ist hier zwar praktisch, liefert aber klar die schlechtere Bildqualität.
Nova 9 SE Kamera
Unterm Strich kann die Kamera aber überzeigende Fotos liefern.
Nova 9 SE Kamera
In den richtigen Situationen entstehen sogar bei harschem Licht schöne Aufnahmen.

Die restlichen Kameras sind — identisch zum Vorgänger — in den meisten Situationen ganz passabel. Vor allem das Ultraweitwinkelobjektiv mit 8 MP kann je nach Sujet sehr praktisch sein. Zudem gibt es einen Makro- und einen Tiefensensor, beide mit 2 Megapixeln und nicht sonderlich nennenswert.

Nova 9 SE Zoom
Ab und zu hat das Nova 9 SE dann aber doch mit Gegenlicht zu kämpfen.
Nova 9 SE Zoom
Mangels einer Telezoom-Kamera passiert Zoom hier zudem rein digital.
Nova 9 SE Zoom
Beim 10-fachen Zoom ist dann (qualitativ und technisch) Schluss.

Fazit: Zumindest der Griff zum Huawei Nova 9 lohnt sich

Zu der Software gibt es bei diesem Phone nicht sonderlich viel zu sagen. Huawei kann wegen anhaltenden US-Embargos immer noch nicht auf ein vollwertiges Android zurückgreifen. So gibt es hier weiter EMUI 12 ohne Google-Dienste. Wie sich das im Alltag bewährt (oder eben nicht) habe ich bereits im Test zum Nova 9 ausgeführt.

Huawei Nova 9 SE
Zumindest auf Papier schnürt das Nova 9 SE ein interessantes Gesamtpaket, in der Praxis hapert es aber noch. - Nau.ch

Apropos Nova 9: Im Vergleich zum Schwestermodell ist der neue SE-Ableger mit einem Startpreis von rund 330 Franken zumindest günstiger — theoretisch. Denn stand jetzt ist das «teurere» Nova 9 sogar für unter 300 Franken erhältlich, da dieses schon länger verkauft wird. Wer also mit einem der beiden Phones liebäugelt, sollte definitiv zum leistungsfähigeren Nova 9 greifen.

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