Nach dem Skandal um den Verkauf von Nutzerdaten des Antivirenprogramms Avast zieht der CEO die Notbremse: Tochterfirma Jumpshot muss ihre Tore schliessen.
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Das Logo von Avast. - Avast
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sicherheitssoftware-Hersteller Avast hat die Daten von Millionen Nutzern gesammelt.
  • Über das Tochterunternehmen Jumpshot wurden diese analysiert und weiterverkauft.
  • Konsequenz des Skandals: Jumpshot muss den Geschäftsbetrieb per sofort einstellen.

Hunderte Millionen von Nutzern des Antivirus-Programms Avast haben in den vergangenen Jahren ihre Daten unwissentlich weitergegeben. Das Tochterunternehmen Jumpshot nutzte die Datensätze für Nutzungsanalysen, die wiederum verkauft wurden. Nachdem das Geschäft aufgedeckt wurde, soll nun Schluss damit sein. Dies gab der CEO von Avast, Ondrej Vlcek, in einer Medienmitteilung bekannt.

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Bildschirme im Antivirus-Labor von Avast in Prag. - Avast

Mithilfe der kostenlosen Antivirus-Software soll das Unternehmen über Jahre Daten der Nutzer gesammelt haben. Grossspurig warb Jumpshot selbst mit dem Slogan: «Untersuche jede Suche, jeden Klick, jeden Kauf. Auf jeder Seite.» Sämtliche Browserdaten, darunter auch Besuche auf Pornoseiten, sollen weiterverkauft worden sein.

Zu den Kunden von Jumpshot gehörten Microsoft, Google, Nestlé, Pepsi und Unilever. Zwar sollen die Daten anonymisiert gewesen sein, eine Rückverfolgung ist jedoch nicht auszuschliessen. Der grossangelegte Datenklau war vor wenigen Tagen von «PCMag» und «Vice» aufgedeckt worden.

Avast-CEO zieht Reissleine und entschuldigt sich

Gemäss einer Medienmitteilung von Donnerstag will Avast nun keine Daten mehr an Jumpshot weitergeben. Damit wird dem Tochterunternehmen die Arbeitsgrundlage entzogen. Somit wurde im gleichen Atemzug das Ende von Jumpshot angekündigt. Mit sofortiger Wirkung werden die geschäftlichen Aktivitäten eingestellt.

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Die Daten von Millionen Avast-Nutzern wurden an Drittfirmen weitergegeben. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/CB ORO

In einem Brief entschuldigte sich Avast-CEO Ondrej Vlcek bei den Kunden. «Als CEO von Avast fühle ich mich persönlich dafür verantwortlich und entschuldige mich dafür bei allen Betroffenen. Der Schutz unserer Nutzer ist unsere höchste Priorität und muss in unseren geschäftlichen Aktivitäten und in unseren Produkten verwurzelt sein. Alles andere ist inakzeptabel.»

Auf die Entschuldigung folgt eine ausweichende Rechtfertigung. Das Unternehmen sei in der Lage gewesen, Daten sicherer zu sammeln als andere Unternehmen.

Zukunft von Avast ist fraglich

Betrachtet man den Umfang der Datensammlung und die prominente Kundenliste, wird schnell klar: Mit der Schliessung von Jumpshot verliert Avast ein Millionengeschäft. Was dies für die kostenlose Antivirussoftware bedeutet, ist bis jetzt unklar. Der Sicherheitssoftware-Hersteller wird sein Geschäftsmodell auf jeden Fall gründlich überdenken müssen.

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