Ermittlungen nach Inferno in Hongkong – Opferzahl gestiegen
Noch immer brennen in Hongkong mehrere Wohnhäuser – die Ermittler suchen nach der Ursache für den verheerenden Brand mit mehr als 50 Toten.

Wie die Behörden mitteilten, nahm die Polizei drei Menschen einer Baufirma mit Verdacht auf fahrlässige Tötung fest. Die Männer im Alter zwischen 52 und 68 Jahren sollen für Befragungen in Gewahrsam bleiben. Mit grossen Masken als Kopfbedeckung führten sie die Männer vor laufender Kamera ab. Auch Büroräume des Unternehmens wurden durchsucht.
Bei dem verheerendsten Brand in der chinesischen Sonderverwaltungsregion seit Jahrzehnten kamen mindestens 55 Menschen ums Leben. 51 davon starben laut Feuerwehr vor Ort. Unter den Toten war auch ein 37-jähriger Feuerwehrmann, der am Einsatzort bewusstlos gefunden wurde und im Spital verstarb.
Wie viele Menschen noch vermisst wurden, blieb offen. Zuvor war von 279 die Rede. Als verletzt galten mehr als 120 Menschen. Die Feuerwehr kämpfte bis zum Abend (Ortszeit) weiter gegen einzelne Brandherde.
Helfer retteten nach eigenen Angaben mehr als 20 Stunden nach Ausbruch des Feuers noch weitere Überlebende aus den betroffenen Gebäuden. Die Feuerwehr brachte zudem mehrere Katzen und Hunde, die überlebt hatten, aus den Gebäuden, wie auf Fotos zu sehen war.

Über den Hochhausblöcken der Wohnanlage Wang Fuk Court zogen den gesamten Tag über dichte Rauchschwaden, während die Feuerwehr ihre Löscharbeiten von Drehleitern aus fortsetzte, wie Live-Übertragungen zeigten. Wegen der Verkehrsbehinderungen fiel an 13 Schulen der Unterricht aus.
Die dramatischen Bilder des Brandes der höchsten Alarmstufe fünf gingen um die Welt. Das Feuer war am Mittwoch aus bislang noch ungeklärter Ursache an einem Gebäude ausgebrochen, breitete sich rasch an einem Bambus-Baugerüst aus und griff auf die umliegenden Hochhäuser der Wohnanlage aus den 1980er Jahren über. Sieben der insgesamt acht Gebäude waren betroffen, die alle mehr als 30 Stockwerke hoch sind.
In der Anlage, in der auch viele ältere Menschen lebten, befinden sich fast 2000 Wohnungen. Die Feuerwehr mobilisierte nach eigenen Angaben mehr als 1200 Einsatzkräfte und berichtete von extremen Temperaturen in den oberen Stockwerken sowie schwierigen Bedingungen bei der Brandbekämpfung. Mittlerweile brachten die Helfer die Feuer weiter unter Kontrolle, meldeten aber noch Flammen in drei Wohnblöcken.
Behörden prüfen Sicherheitsstandards
Aus dem Ausland erreichten Hongkong erste Beileidsbekundungen. Das Generalkonsulat Grossbritanniens drückte den Betroffenen und Rettungskräften seine Nähe aus. Hongkong war bis 1997 britische Kronkolonie.
Auch die diplomatischen Vertretungen Deutschlands, der EU und der USA zeigten online ihre Anteilnahme. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte sich bereits am Vortag betroffen über den Brand gezeigt und Pekings Unterstützung zugesichert, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete.
Die Behörden prüfen insbesondere die Sicherheitsstandards der traditionellen Bambusgerüste und der daran befestigten Schutznetze, mit denen alle Gebäude wegen Renovierungsarbeiten verkleidet waren.
Ermittler fanden Fenster, die mit Polystyrolplatten verbaut und teils blockiert waren – einem leicht entflammbaren Kunststoff, der häufig als Dämmmaterial verwendet wird. Weiter vermuten die Ermittler, dass Schutznetze, Planen und Plastikfolien möglicherweise nicht den Brandschutznormen entsprochen hatten.

Hongkongs Regierungschef John Lee ordnete an, alle Gebäude in der chinesischen Sonderverwaltungsregion, die derzeit grossflächig renoviert werden, zu überprüfen. Gegen die traditionell im Hongkonger Bau verwendeten Bambusgerüste gab es immer wieder Bedenken hinsichtlich der Brandschutzsicherheit.
Nach dem Grossbrand blieben laut Lee noch Hunderte Menschen in den neun öffentlichen Notunterkünften. Verzweifelte Menschen suchten dort am Tag nach der Brand-Katastrophe nach Angehörigen, zu denen sie den Kontakt verloren hatten. In der Kwong Fuk Community Hall hingen zudem Fotos der Toten aus.
Die obdachlos gewordenen Bewohner sollen laut Lee zunächst in Hostels oder Hotels unterkommen. Anschliessend könnten sie in 1800 subventionierte Übergangswohnungen umziehen, sagte er während einer Pressekonferenz.













