Wer zahlt eigentlich, wenn einem ein Satellit aufs Haus fällt?
Immer wieder schlägt Weltraumschrott auf der Erde ein. Falls ihr Haus getroffen werden sollte, ist alles andere als klar, ob sie auch entschädigt werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder kommt es dazu, dass Weltraumschrott zurück auf die Erde fällt.
- Die Haftung für einen Schaden ist in internationalen Verträgen geregelt.
- Eine weltweite Umsetzung der Verträge gibt es jedoch nicht.
- Daher ist fraglich, ob ein Land einen verursachten Schaden auch wirklich bezahlen würde.
Die Frage, wer den Schaden eines vom Himmel fallenden Satelliten bezahlt, hört sich erstmal absurd an. In der Tat ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Haus von Weltraumschrott getroffen wird. Dennoch kommt es immer wieder zu Zwischenfällen.
So schlugen 2020 und 2021 Teile von chinesischen Raketen auf der Erde ein – glücklicherweise fielen sie ins Meer. Doch manchmal trifft der Schrott aus dem Weltall auch auf Land. 1978 stürzte ein sowjetischer Satellit auf Kanada – das Einschlaggebiet wurde durch radioaktive Trümmerteile verseucht.

Zum Glück gibt es bereits völkerrechtliche Verträge, die solche Rechtsfragen klären. Das schreibt Timiebi Aganaba, Assistenzprofessorin für Raumfahrt und Gesellschaft an der Arizona State University in «The Conversation», einem Wissenschaftsportal. Die Haftung ist geregelt durch den Weltraumvertrag und einem internationalen Übereinkommen über die Haftung für Schäden durch Weltraumgegenstände. Beide Papiere wurden auch durch die Schweiz unterzeichnet.
Verträge wurden bisher erst einmal angewandt
Wegen dieser Verträge musste die Sowjetunion nach dem Satellitenabsturz 1978 eine Entschädigung an Kanada zahlen. Nicht etwa, weil beim Aufprall ein Schaden entstand, sondern für das kostspielige Aufräumen der radioaktiven Teile. Für beides muss gemäss den Verträgen jenes Land bezahlen, aus dem die Trümmer ins All geschickt wurden. Das gilt auch, wenn die Gegenstände von einem Unternehmen wie SpaceX stammen.
Aber bezahlt wird nicht immer. Die Sowjets blätterten damals viel weniger hin, als ursprünglich gefordert. Manche Staaten zahlen gleich gar nichts: Als Teile einer US-Raumstation 1979 über Australien niedergingen, wurde ein Bussgeld verhängt – der Nasa war das offenbar egal. Tatsächlich ist der Fall in Kanada der einzige, in dem die internationalen Verträge auch durchgesetzt wurden, führt Timiebi Aganaba aus.

Geschädigte müssten ihre Hoffnung in Diplomatie setzen
Das Problem: Auch wenn mache Länder die Richtlinien in nationales Gesetz übernommen haben, gibt es keine weltweite Umsetzung der Verträge. Und damit fehlen auch jegliche rechtlichen Konsequenzen für den Verursacher eines Schadens. Heisst: Falls morgen ein US-amerikanischer, chinesischer oder indischer Satellit in ihr Haus kracht, heisst es hoffen.
Erst muss die Schweizer Regierung den Schaden auf diplomatischem Weg geltend machen. Danach muss das andere Land sich entschliessen, die Kosten zu übernehmen. Falls sie das ganze – wie die Nasa – aber einfach ignoriert, haben Sie wohl Pech gehabt.