Zwölf Militärs in Kolumbien für Zivilistenmorde verurteilt

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Kolumbien,

In Kolumbien wurden zwölf Militärs für die systematische Ermordung von Zivilisten verurteilt. Die Opfer wurden als Kämpfer angegeben, um Quoten zu erfüllen.

kolumbien
In Kolumbien wurden zwölf Militärs wegen der systematischen Ermordung von Zivilisten verurteilt. (Symbolbild) - keystone

In Kolumbien sind erstmals zwölf Militärangehörige wegen der systematischen Ermordung von Zivilisten im Bürgerkrieg verurteilt worden. Diese Taten seien Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen gewesen, hiess es in dem Urteil des Sondertribunals für den Frieden (JEP).

Das Urteil betrifft die sogenannte Praxis der «Falsos Positivos» während des Konflikts zwischen staatlichen Sicherheitskräften und linken Guerillagruppen in dem südamerikanischen Land. Dabei hatten Soldaten zwischen 2002 und 2008 mindestens 6402 Zivilisten getötet und als feindliche Guerillakämpfer ausgegeben, um Quoten zu erfüllen und dafür Prämien zu bekommen.

Meilenstein in der Aufarbeitung

Unter den Verurteilten sind Offiziere und Soldaten, die strategischen Brigaden und Divisionen in besonders umkämpften Regionen angehörten. Das Sondertribunal verhängte gegen sie restaurative Sanktionen, etwa gemeinnützige Arbeiten in betroffenen Gemeinden über einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren, die höchste im Friedensabkommen von 2016 vorgesehene Strafe. Laut dem JEP haben die Militärangehörigen ihre Verantwortung für die Tötung und das Verschwinden von insgesamt 135 Menschen anerkannt.

Das Urteil gilt als weiterer Meilenstein der Aufarbeitung des kolumbianischen Bürgerkriegs. Erst am Dienstag hatte dasselbe Tribunal die ehemalige Führungsriege der Guerillaorganisation Farc wegen Morden und Entführungen an über 21'000 Menschen zu Wiedergutmachungs-Massnahmen verurteilt.

Hunderttausende Tote während Bürgerkrieg

Die «Falsos Positivos» sind einer der schmerzlichsten Aspekte der kolumbianischen Kriegsvergangenheit. Viele Opfer waren junge Männer, die mit falschen Jobangeboten in abgelegene Regionen gelockt wurden. Angehörige wie die Vereinigung «Mütter von Soacha» kämpften seit Jahren für juristische Konsequenzen.

Kolumbien litt 52 Jahre unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220'000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Nach dem Abschluss des Friedensabkommens legten die meisten Kämpfer der damals grössten Guerillaorganisation Farc ihre Waffen nieder. Einige abtrünnige Splittergruppen der Farc blieben allerdings im Untergrund und sind heute vor allem in kriminelle Geschäfte verwickelt. Die im Vertrag geschaffene Sonderjustiz soll die Verantwortlichen für die schwersten Verbrechen zur Rechenschaft ziehen.

Mehr zum Thema:

Weiterlesen

chri
Profis warnen
Diktator Trump Pfister Molina
434 Interaktionen
Diktator Trump?

MEHR IN NEWS

merz
Madrid
kamtschatka
Osten Russlands

MEHR AUS KOLUMBIEN

Demonstration
Laut Bericht
Gustavo Petro
6 Interaktionen
Memorandum
farc
Kriegsverbrechen
kolumbien
In Kolumbien