Würden reiche Länder ihre Corona-Impfdosen an ärmere abgeben, statt für Booster-Impfungen zu nutzen, würde die Pandemie laut WHO schneller enden.
ARCHIV - Ein Mann lässt sich im Corona-Impfzentrum Berlin-Tegel eine Booster-Impfung geben. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
ARCHIV - Ein Mann lässt sich im Corona-Impfzentrum Berlin-Tegel eine Booster-Impfung geben. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa - sda - Keystone/dpa/Bernd von Jutrczenka
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die WHO ist der Ansicht, dass reiche Länder mit Booster-Impfungen die Pandemie verlängern.
  • Dies, weil die Impfdosen so in armen Ländern fehlten.
  • Wären 40 % der Bevölkerungen aller Länder geimpft, würde die akute Phase enden.

Reiche Länder sind mit ihren Auffrischimpfungen für alle nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wahrscheinlich für eine Verlängerung der Corona-Pandemie verantwortlich.

Wären die dafür verwendeten Impfdosen an Gesundheitspersonal und gefährdete Menschen in ärmeren Ländern gegangen, hätten schon im September 40 Prozent der Menschen in allen Ländern geimpft werden können.

Die WHO geht davon aus, dass bei einer globalen Impfrate von 40 Prozent in jedem Land die akute Phase der Pandemie beendet wäre. Stattdessen verpassten mehr als die Hälfte der WHO-Mitglieder das 40-Prozent-Ziel auch bis Ende des Jahres, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf.

Impfdosen fehlen in armen Ländern

«Flächendeckende Auffrischungsprogramme werden die Pandemie wahrscheinlich verlängern, anstatt sie zu beenden», sagte Tedros. Das liege daran, dass Impfdosen in Länder geliefert würden, die bereits eine hohe Durchimpfungsrate haben. Diese Impfdosen fehlten in ärmeren Ländern. Das gebe dem Virus die Gelegenheit, sich in unterversorgten Gegenden auszubreiten und dort neue Varianten zu bilden.

Auch der unabhängige Impfrat Sage, der die WHO berät, sprach sich am Mittwoch klar gegen allgemeine Booster-Impfprogramme aus, wie sie in Deutschland, Grossbritannien, den USA und anderen reichen Ländern aufgelegt worden sind.

«In Anbetracht der anhaltenden Unsicherheit über eine globale Impfstoffversorgung und Chancengleichheit müssen die Entscheidungen einzelner Länder über Auffrischungsprogramme den Nutzen für die öffentliche Gesundheit der eigenen Bevölkerung mit der Unterstützung einer weltweiten Chancengleichheit beim Impfstoffzugang abwägen», heisst es in den neuen Sage-Empfehlungen. Dies sei notwendig, um die Virusentwicklung und die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen.

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