Der angebliche Putschversuch in Guinea sorgt international für Aufsehen. Unter anderem die Vereinten Nationen und die Europäische Union verurteilen die Gewalt.
Soldaten Guinea
Soldaten im Zentrum von Conakry. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Guinea kam es am Sonntag mutmasslich zu einem Putschversuch.
  • Die UN und die EU zeigen sich besorgt über die Ereignisse im afrikanischen Staat.
  • Was genau passiert ist, bleibt weiterhin unklar.

Die internationale Kritik an dem mutmasslichen Putschversuch im westafrikanischen Guinea wird lauter. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte «jede Übernahme der Regierung mit Waffengewalt». Danach äusserten auch die Europäische Union, die Afrikanische Union, die ehemalige Kolonialmacht Frankreich und Grossbritannien öffentlich Kritik.

Die genauen Hintergründe und Umstände der turbulenten Ereignisse am Sonntag waren auch in der Nacht zum Montag nicht zweifelsfrei geklärt.

Videos sollen Sturz von Regierung belegen

Laut der britischen Botschaft in Conakry war es am Sonntag an mehreren Orten in der Hauptstadt zu anhaltenden Schusswechseln gekommen. In sozialen Medien kursierten zunächst nicht verifizierbare Videos. Diese legen den Schluss nahe, dass Präsident Alpha Condé gestürzt wurde.

In einem Video mit dem Logo des staatlichen Rundfunks waren mehrere Männer in Militäruniform und mit der Landesfahne zu sehen. Einer von ihnen behauptete, die Regierung sei abgesetzt. Er sagte zudem, die Verfassung sei ausser Kraft gesetzt und die Landesgrenzen seien geschlossen.

Guinea coup
Soldaten in den Strassen von Conakry, der Hauptstadt Guineas. - Keystone

In einem weiteren Video war Condé selbst mit Männern in Militäruniform zu sehen. Der Verbleib des 83 Jahre alten Staatspräsidenten war zunächst ungeklärt.

Der französischsprachige Sender TV5 Monde und weitere Medien berichteten hingegen: Das Verteidigungsministerium von Guinea habe am Sonntagnachmittag erklärt, Aufständische seien von der Präsidentengarde und anderen Sicherheitskräften zurückgeschlagen worden.

Guterres fordert sofortige Freilassung von Präsidenten

Ein Augenzeuge sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Situation sei sehr angespannt. Vor allem in der Nähe des Präsidentenpalastes im Ortsteil Kaloum sei es zu Feuergefechten gekommen. Auf den Strassen Conakrys soll das Militär patrouillieren.

In einem weiteren am späten Abend veröffentlichten Video teilten in Militäruniform gekleidete Männer mit: Ab 20 Uhr Ortszeit (Mitternacht MEZ) solle eine Ausgangssperre gelten. Die Minister der Regierung seien von Putschisten für Montagvormittag um 11 Uhr Ortszeit (13 Uhr MEZ) zum Rapport bestellt worden. So hiess es in dem Video.

UN-Generalsekretär Guterres forderte am Sonntagabend auf Twitter die sofortige Freilassung des Präsidenten. Der britische Botschafter David McIlroy und der Aussenbeauftragte der EU, Josep Borrell, äusserten sich ähnlich. Borrell appellierte an alle, um des Friedens willen und zum Wohle des guineischen Volkes nach rechtsstaatlichen Grundsätzen zu handeln.

Auch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich verurteilte den Versuch der gewaltsamen Machtübernahme. Sie verlangte die Rückkehr zur verfassungsgemässen Ordnung sowie die sofortige und bedingungslose Freilassung Condés.

Lob und Kritik für Alpha Condé

Medienberichten zufolge werden die Rebellen von Mamadi Doumbouya angeführt, dem Befehlshaber einer Spezialeinheit. Er nannte unter anderem die Instrumentalisierung der Justiz, Plünderung von Staatseinnahmen und Korruption als Gründe für die Absetzung Condes. Dies tat er in einem weiteren unverifizierten Video. In sozialen Medien kursierten Videos, in denen Bewohner Conakrys den patroullierenden Soldaten zujubeln und applaudieren.

Präsident Condé war 2010 bei der ersten freien demokratischen Wahl seit Guineas Unabhängigkeit 1958 an die Macht gekommen. Ihm werden Reformen in der Wirtschaft und im Militär zugeschrieben, ausserdem sorgte er nach politisch turbulenten Jahrzehnten für mehr Stabilität.

Alpha Condé Guinea
Alpha Condé, Präsident von Guinea. - Keystone

Kritiker sehen Condé indes als zunehmend autoritären Herrscher, dessen Amtszeit von Menschenrechtsverletzungen geprägt war. Vergangenes Jahr sicherte er sich nach einer umstrittenen Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit. Der Abstimmung waren monatelange politische Spannungen und gewalttätige Proteste vorausgegangen.

An diesem Montag sollte in Conakry eigentlich ein Qualifikationsspiel zwischen Marokko und Guinea für die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 stattfinden. Aufgrund der «sehr volatilen» politischen Situation und Sicherheitslage sei das Spiel verschoben worden, teilte die FIFA am Sonntagabend mit.

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