UN: Mindestens 22 Tote nach Jugendprotesten in Madagaskar
Nach Protesten gegen Wasser- und Stromausfälle in Madagaskar kritisiert UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte.

Nach tagelangen Protesten gegen Wasser- und Stromausfälle in Madagaskar hat UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Demonstrierenden scharf kritisiert. Mindestens 22 Menschen seien getötet und mehr als 100 verletzt worden, teilte Türk mit. Er fordere die Behörden nachdrücklich auf, die Meinungsfreiheit und das Recht auf friedliche Versammlung zu gewährleisten.
Madagassische Behörden veröffentlichten keine eigenen Angaben zu Opfern dazu. Unter den Opfern waren Türk zufolge Demonstrierende und Unbeteiligte, die von Sicherheitskräften getötet wurden. Darüber hinaus seien Menschen durch Dritte am Rande der Proteste getötet worden, unter anderem bei Plünderungen.
Er fügte hinzu, Schusswaffen dürften von den Sicherheitskräften nur eingesetzt werden, wenn dies zum Schutz von Leben oder zur Verhinderung schwerer Verletzungen durch eine unmittelbare Bedrohung unbedingt erforderlich sei.
Ausweitung der Proteste
Die Proteste hatten am Donnerstag in der Hauptstadt Antananarivo begonnen und sich auf weitere Städte ausgeweitet. Sicherheitskräfte setzten nach UN-Angaben Tränengas ein, schlugen Demonstrierende und nahmen einige fest. Vor allem junge Menschen gingen bei den zunächst friedlichen Demonstrationen auf die Strasse und forderten besseren Zugang zu Wasser und Strom.
Später kam es auch zu Brandstiftungen und Plünderungen. Der Inselstaat Madagaskar mit rund 32 Millionen Einwohnern liegt vor der Ostküste Afrikas im Indischen Ozean. Ein Grossteil der Bevölkerung lebt in Armut.
Seit Amtsantritt von Präsident Andry Rajoelina 2018 hat sich die Armut vergrössert, das Bildungsniveau ist gleichzeitig gesunken. Auch die Versorgung mit Strom und Trinkwasser hat sich verschlechtert. Trotz eines Oppositionsboykotts und niedergeschlagener Proteste war Rajoelina 2023 wiedergewählt worden.