Herzschrittmacher in der Schweiz 6x teurer als in Deutschland
Ein Herzschrittmacher kostet ein Schweizer Spital im Einkauf viel mehr, als Kliniken in Deutschland bezahlen. Wieso? Einleuchtende Gründe dafür gibt es keine.

Das Wichtigste in Kürze
- 6500 Herzschrittmacher wurden in der Schweiz im Jahr 2024 eingesetzt.
- Die Geräte sind hier im Einkauf bis zu sechsmal teurer als in Deutschland.
- Das hat für Schweizer Patientinnen und Patienten aber auch Vorteile.
Die Redewendung «ein Herz aus Gold haben» bedeutet; sehr freundlich, gutmütig und hilfsbereit zu sein.
Was es jedoch auch heissen könnte: Dass man sich in der Schweiz einen Herzschrittmacher einsetzen liess.
Denn ähnlich kostbar wie Gold sind die rund 6500 Herzschrittmacher, die Chirurgen in der Schweiz im Jahr 2024 verwendet haben.
Riesen-Unterschiede beim Einkaufspreis
Fies: Ein Herzschrittmacher kostet in der Schweiz bis zu sechsmal mehr als in Deutschland! Gute Gründe? Gibt es dafür kaum.

Die «NZZ» analysierte, wie viel Schweizer Spitäler im Vergleich mit deutschen Kliniken für die Geräte bezahlen. Die Unterschiede bei den Einkaufspreisen sind gigantisch.
Ein krasses Beispiel: Ein mittelgrosses Allgemeinspital bezahlt für ein häufig verwendetes Modell bei den Ein-Kammer-Herzschrittmachern 4900 bis 5100 Franken.
Das gleiche Gerät, das vom US-Hersteller Abbott erstellt wird, kostet für ein deutsches Spital zwischen 760 und 860 Franken. Also einen Bruchteil davon.
Bei weiteren Anbietern wie Medtronic oder Biotronik sind die Unterschiede teilweise moderater. In der Schweiz bezahlt man aber immer deutlich mehr als in Deutschland.
Experte bei der Herz-OP dabei
Wie sind diese Preisunterschiede zu erklären?
Die Hersteller-Firmen Abbott und Medtronic gingen auf Anfrage der Zeitung nicht umfassend ein. Sie befragte jedoch auch unabhängige Branchenexperten. Und die sind tatsächlich der Ansicht, dass die Hersteller in der Schweiz Mehrleistungen bieten.
Meist ist hierzulande nämlich ein Spezialist des Herstellers bei der Operation mit dabei. In Deutschland erhält der Chirurg laut dem Bericht das Implantat nur zugeschickt. Im OP-Saal muss er dann selbst zum Rechten schauen.

Allerdings sei das Programmieren und Einsetzen von Herzschrittmachern eine Routineprozedur, sagt ein Kardiologe. Der Wert dieser Mehrleistung sei entsprechend umstritten und rechtfertige vielleicht einen Preisaufschlag bis 30 Prozent.
Schweizer Spitäler kaufen strategielos ein
Und doch müssen wir Schweizer uns auch selbst an der Nase nehmen: In vielen Spitälern fehlt laut der «NZZ» eine klare Einkaufsstrategie. Das sorgt nicht gerade für eine starke Verhandlungsposition gegenüber den Implantate-Herstellern.

Zu guter Letzt hat das Ganze aber auch einen Vorteil. Die Hochpreisinsel Schweiz gilt als lukrativer Markt, in dem die Hersteller gerne Innovationen einführen.
So kommen die Schweizer Patientinnen und Patienten rasch an neue Technologien, wie zum Beispiel sondenlose Herzschrittmacher.