Die Konditionen für russische Ex-Gefangene, welche im Ukraine-Krieg eingesetzt werden, wurden stark verschärft. Sie müssen unter anderem bis Kriegsende dienen.
Russische Soldaten Ukraine-Krieg
Russische Häftlinge konnten über ein Jahr lang ihre Freilassung mit einem 6-monatigen Militärdienst an der Front in der Ukraine erarbeiten. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Konditionen für Ex-Häftlinge an der russischen Front haben sich verändert.
  • Anstatt einem 6-monatigen Dienst müssen diese nun bis Kriegsende an der Front kämpfen.
  • Auch ihr Strafregister wird nicht wie vorher ganz gelöscht.
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Vor über einem Jahr begann Russland damit, Häftlinge im Ukraine-Krieg einzusetzen. Diese mussten sechs Monate im Dienst sein, an vorderster Front. Als Entschädigung durften sie danach zurück zu ihren Familien, ihre Strafregister wurden gelöscht und sie erhielten eine Begnadigung: zum Teil von Putin höchstpersönlich. Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein.

«Wenn du dich jetzt anmeldest, sei bereit zu sterben», schreibt ein Mann namens Sergei in einem Chatroom. Der Chatroom wird von ehemaligen russischen Gefangenen, die in der Ukraine kämpfen, verwendet. Weiter berichtet Sergei seit Oktober von einer neuen Art von Armeeeinheit namens «Storm V», zu der Verurteilte nun eingeteilt werden.

Ukraine-Krieg: Häftlinge bis zum Kriegsende an vorderster Front

Die BBC kann bestätigen, dass Storm V-Truppen derzeit entlang der Frontlinie dienen: von Saporischschja im Süden der Ukraine bis Bachmut im Osten. Dies konnte der britische Nachrichtendienst Chatroom-Nachrichten sowie Gesprächen mit Kämpfern und Angehörigen entnehmen.

Online-Beiträge von Angehörigen der Storm V-Soldaten deuten darauf hin, dass diese bis zum Kriegsende an vorderster Front bleiben müssen. Die Ex-Häftlinge werden oftmals nur schlecht ausgebildet – die Gefahr, im Ukraine-Krieg zu sterben, ist hoch.

Rekrutierung Häftlinge
Russland begann vor über einem Jahr damit, Gefangene an der Front in der Ukraine einsetzen.
Russische Soldaten neben Zug
Die Häftlinge mussten sechs Monate an der vordersten Front kämpfen. Dafür konnten sie nachher nachhause zurückkehren und wurden begnadigt. (Symbolbild)
Russische Soldaten beim Training
Die Häftlinge werden oftmals nur schlecht ausgebildet. Das Risiko, an der Fron zu sterben, ist hoch. (Symbolbild)
Russische Soldaten
Nun haben sich die Konditionen verschärft: Die Häftlinge müssen bis Kriegsende im Einsatz sein. Auch ihr Strafregister wird nicht vollständig gelöscht und sie werden nicht mehr begnadigt.
Prigoschin
Die Massenrekrutierung der Gefangenen wurde ursprünglich von Wagner-Chef Prigoschin geleitet. Dieser verstarb allerdings im August 2023 bei einem Flugzeugabsturz. (Archivbild)

Die Strafregister der ehemaligen Häftlinge werden zudem nicht mehr ganz gelöscht. Stattdessen werden sie bis zum Ende ihrer Zeit mit der Armee «bedingt freigelassen». Das bedeutet, dass wenn sie wegen eines neuen Verbrechens schuldig befunden werden, spiegelt ihre Strafe auch ihre früheren Verurteilungen wider.

Wladimir Putin spricht selbst auch keine Begnadigungen mehr aus. Er vermeidet negative Presse mit Bildern, auf welchen er Mördern und Vergewaltigern die Hand schüttelt.

Massenrekrutierung von Gefangenen ursprünglich von Prigoschin geleitet

Jetzt gibt es viel weniger Optionen für die Gefangenen, aus dem Ukraine-Krieg entlassen zu werden. Entweder erhalten sie eine staatliche Auszeichnung, sie erreichen das Höchstalter oder sie werden arbeitsunfähig. Oder natürlich, wenn der Krieg selbst endet.

Als im Sommer 2022 die Massenrekrutierung russischer Gefangener begann, wurde sie von Jewgeni Prigoschin geleitet. Er war einst Chef der privaten Militärgruppe Wagner. Im August 2023 starb er bei einem Flugzeugabsturz.

Glauben Sie an ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs?

Schon im Februar 2023 übernahm das russische Militär das Programm und bot zunächst dieselben Anreize wie Prigoschin. Mit der Zeit wurden die Anpassungen gemacht, welche die BBC nun aufgedeckt hat.

Vor seinem Tod sagte Prigoschin, dass fast 50'000 russische Gefangene unter dem alten Deal an die Front geschickt worden seien. Ähnliche Zahlen wurden von Menschenrechtsaktivisten genannt. Tausende dieser Gefangenen starben, aber andere kehrten nach Hause zurück und begingen erneut Verbrechen.

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