Er stand für Menschlichkeit und Freiheit, für hartnäckigen Einsatz, aber auch für Bescheidenheit: Bischof Tutu. Nun nimmt Südafrika von seinem weltweit verehrten Friedensnobelpreisträger Abschied.
Mpho Tutu sitzt am Sarg ihres Vaters, des emeritierten anglikanischen Erzbischofs Desmond Tutu. Foto: Nic Bothma/Pool EPA/AP/dpa
Mpho Tutu sitzt am Sarg ihres Vaters, des emeritierten anglikanischen Erzbischofs Desmond Tutu. Foto: Nic Bothma/Pool EPA/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Südafrika verabschiedete sich von seinem Volkshelden und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu.

In der St.-Georgs-Kathedrale von Kapstadt fand die Trauerfeier für den am Sonntag zuvor verstorbenen weltbekannten Menschenrechtler und emeritierten anglikanischen Erzbischof statt.

«Wenn wir den Begriff ,globale Ikone' so verstehen, dass sie grosse moralische Statur hat, aussergewöhnliche Qualitäten und einen Dienst an der Menschheit vollbringt, kann es keinen Zweifel geben, dass er sich auf den Mann bezieht, den wir heute beerdigen», sagte Präsident Cyril Ramaphosa während seiner Trauerrede. Tutu sei ein Kreuzritter im Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Frieden gewesen, nicht nur in Südafrika, sondern weltweit.

Präsident ehrt Tutu

Ramaphosa beschrieb Tutu als «demütigen und tapferen Menschen», der sich für die Unterdrückten und Leidenden der Welt ausgesprochen habe. Seit Ende der Apartheid hatte sich Tutu auch für die Kämpfe gegen den Klimawandel, HIV, Kinderheirat sowie Geschlechterdiskriminierung eingesetzt. «Er hat nie aufgehört zu kämpfen, er hat nie aufgehört, seine Meinung zu sagen, und er hat nie aufgehört sich zu sorgen», sagte Ramaphosa. Tutu sei Südafrikas «moralischer Kompass und nationales Gewissen» gewesen.

Im Anschluss überreichte Ramaphosa Tutus Witwe Leah Südafrikas sechsfarbige Flagge, aufgrund derer Tutu den Begriff der «Regenbogennation» münzte, der das friedliche Zusammenleben von Südafrikas zahlreichen Bevölkerungsgruppen nach der Apartheid beschreibt. Tutus Asche sollte später in einem Mausoleum innerhalb der Kathedrale beigesetzt werden, von deren Kanzel Tutu für viele Jahre gegen die Brutalität des Apartheidregimes gepredigt hatte.

Familie bittet um Spenden

Der für seine Bescheidenheit gerühmte Tutu wurde in einem einfachen Sarg aufgebahrt, während die Familie um gemeinnützige Spenden anstelle von Blumen bat. Die Trauergäste der gewollt einfachen Zeremonie beschränkten sich auf enge Freunde und Familie, Geistliche und wenige internationale Gäste, unter ihnen König Letsie III. aus dem benachbarten Lesotho. Südafrikaner verfolgten die Trauerfeier live im Staatsfernsehen.

Der prominenteste Geistliche des Landes war vergangenen Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben. Seither wehen die Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf halbmast; die Kirchenglocken in ganz Südafrika werden seit Sonntag täglich zu Tutus Ehren geläutet.

Gemeinsam mit dem späteren Präsidenten Nelson Mandela hatte Tutu gegen das rassistische Apartheidsystem gekämpft. 1984 wurde ihm für seinen gewaltfreien Einsatz der Friedensnobelpreis verliehen. Nach dem Ende der Apartheid setzte sich Tutu für die Aussöhnung von Schwarzen und Weissen ein.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FriedensnobelpreisCyril RamaphosaNelson MandelaKlimawandelSpendenHIV