Tote und Verletzte bei Massenprotest im Sudan
Im Sudan putschte sich das Militär an die Macht. Die zivile Bevölkerung leistet mit Massenprotesten heftigen Widerstand. Mit tragischen Folgen.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Sudan kam es zu Massenprotesten gegen das Militär.
- Zehntausende versammelten sich am Tag des Widerstands auf den Strassen.
- Dabei starben mindestens drei Menschen, viele weitere wurden verletzt.
Im Sudan trotzt die Bevölkerung dem Militär, das sich an die Macht putschte. Ein nationaler Tag des Widerstands bringt Zehntausende auf die Strassen. Barrikaden brennen, und auch Schüsse fallen. Bei Massenprotesten der Demokratie-Bewegunghat es nach Angaben des nationalen Ärztekomitees Tote und Verletzte gegeben.
Sudan: Schüsse auf Kopf und Bauch
Mindestens drei Zivilisten starben demnach am Samstag in der Stadt Omdurman durch Schüsse von Milizionären. Über Twitter teilte das Ärztegremium mit, die Toten hätten Schusswunden im Kopf- und Bauchbereich. Augenzeugen berichteten von einer grossen Beteiligung der Bevölkerung an den Protesten sowie auch von Barrikaden mit brennenden Autoreifen.

Das in der Hauptstadt Khartum mit einem Grossaufgebot vertretene Militär blockierte die meisten Brücken und wichtige Strassenkreuzungen. Im Staatsfernsehen erklärten Polizeivertreter am Abend, sie seien von einigen der Demonstranten angegriffen worden. Sie hätten aber nur mit Tränengas und nicht mit scharfer Munition reagiert.
Internationale Empörung nach Putsch
Das Militär hatte am Montag die Macht in dem nordostafrikanischen Land mit seinen 44 Millionen Einwohnern übernommen. Der Samstag rief die Demokratie-Bewegung zu einem Nationalen Tag des Widerstands auf.

Sowohl die Vereinten Nationen wie auch die Europäische Union (EU) mahnten das Militär zu Zurückhaltung. In den vergangenen Tagen gab es immer wieder wütende Proteste Tausender Sudanesen. Bisher starben dabei nach Angaben des nationalen Ärzteverbands bisher acht Menschen . Diese Bilanz erhöhte sich nun auch elf.
Die Militärführung im Sudan setzte vor den landesweiten Protesten erneut Botschafter ab. Dem Staatsfernsehen zufolge handelte es sich um Spitzendiplomaten in Südafrika, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie der Türkei.
Internet und Telefone blockiert
Sudans neuer Militärmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan will innerhalb einer Woche einen neuen Regierungschef ernennen. Er stand bisher gemeinsam mit dem entmachteten Regierungschef Abdullah Hamduk an der Spitze. Nach dem Putsch verkündete er deren Auflösung. Zudem verhängte er einen Ausnahmezustand.
Das Internet und viele Telefonleitungen sind weitgehend blockiert. Laut dem sudanesischen Staatsfernsehen will die Militärführung einen Ausschuss über das Schicksal der Politiker entscheiden lassen.

Im April 2019 wurde Langzeit-Machthaber Omar al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten und einem Militärputsch aus dem Amt getrieben. Das Militär, angeführt von Al-Burhan, und die zivile Opposition einigten sich auf eine gemeinsame Übergangsregierung. Diese sollte den Weg zu Wahlen 2022 ebnen.
Menschenrechtsverstösse der Regierung
Demnach hätte sich Al-Burhan aus der Übergangsregierung bis Jahresende zurückziehen und Zivilisten Platz machen müssen.
Zudem plante die zivile Regierung umfangreiche wirtschaftliche Reformen, durch die das Militär erhebliche ökonomische Verluste hätte hinnehmen müssen. Das Militär war auch gegen eine vom entmachteten Regierungschef Hamduk vorangetriebene Aufarbeitung von Menschenrechtsverstössen. Darin sollen teilweise auch Al-Burhan und andere einflussreiche Generäle verwickelt gewesen sein.