Er sollte dereinst Ali Chamenei als Religionsführer beerben – nun ist der iranische Präsident tot: Wer war Ebrahim Raisi (†63)?
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Ebrahim Raisi setzte während seiner Amtszeit eine äusserst strenge Auslegung des Islams durch. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ebrahim Raisi ist im Alter von 63 Jahren gestorben.
  • Der iranische Präsident kam am Sonntag bei einem Helikopterabsturz ums Leben.
  • Für die Nachfolge von Religionsführer Chamenei galt der konservative Raisi als Favorit.
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Bei seinen Gegnern wurde er als «Schlächter von Teheran» gefürchtet und abgelehnt: Am Sonntag kam der iranische Präsident Ebrahim Raisi im Alter von 63 Jahren bei einem Helikopterabsturz ums Leben. Wer war dieser Mann?

Der streng-konservative Raisi amtete seit August 2021 als Präsident der Islamischen Republik Iran. Im Staat galt er als sehr einflussreicher Hardliner, der ein enges Verhältnis zu Religionsführer Ali Chamenei – der Nummer Eins im Staat – pflegte. Raisi wurde als Favorit für die Nachfolge des inzwischen 85-jährigen Chamenei als Staatsoberhaupt gehandelt.

Hast du die Berichterstattung rund um den Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi mitverfolgt?

Der Islam ist im Iran Gesetz – unter Präsident Raisi wurde dabei eine sehr strenge Auslegung durchgesetzt. So befürwortete er beispielsweise die strikte Trennung der Geschlechter oder die Todesstrafe. Weiter setzte sich der Präsident stark für den Ausbau des iranischen Atomprogramms ein.

Ebrahim Raisi der Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezichtigt

Den Beinamen «Schlächter von Teheran» bekommt der 1960 in Maschhad geborene Politiker im Jahr 1988. In diesem Jahr wird der Jurist zum Vizestaatsanwalt der Hauptstadt Teheran ernannt.

Er gilt als mitverantwortlich für das Chomeini-Massaker im selben Jahr. Dabei werden im ganzen Land massenhaft politische Gefangene hingerichtet. Menschenrechtsorganisationen bezichtigen Raisi der Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

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Das letzte Bild vor seinem Tod: Der iranische Präsident Ebrahim Raisi vor der Abreise mit seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Ilham Aliyev.
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Im Iran wehen die Flaggen derzeit auf Halbmast.
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Tausende Menschen sind gekommen, um von Präsident Ebrahim Raisi (†63) Abschied zu nehmen.
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Vor allem im Ausland freuen sich viele Menschen über den Tod des «Schlächters von Teheran».
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Der Streng-Konservative Ebrahim Raisi galt als Favorit für die Nachfolge von Religionsführer Ali Chamenei.

2009 demonstrieren Regimekritikerinnen und -kritiker gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad. Die Protestierenden kommen ins Gefängnis. Dort sollen sie vergewaltigt werden, wie den Behörden später vorgeworfen wird.

Untersucht wird der Vorwurf von Ebrahim Raisi, damals Richter. Im Gefängnis landen schliesslich aber nicht die Angeklagten, sondern die Personen, die die Vergewaltigungen angeprangert hatten.

Wirtschaftliche Lage verschlechtert sich nach Wahl

In den folgenden Jahrzehnten steigt Ebrahim Raisi im Staat immer weiter auf. 2019 wird er Chefrichter des Irans. Nach einer erfolglosen Kandidatur 2017 wird Raisi vier Jahre später schliesslich zum iranischen Präsidenten gewählt.

Raisis Wahl hat auch für die Wirtschaft negative Folgen: Die Situation im Land verschlechtert sich. Doch er fokussiert sich vor allem auf Strafen für Andersdenkende.

Vom moderaten Kurs seines Vorgängers Hassan Rohani kommt der neue Präsident deutlich ab. Die Sittenpolizei geht unter seiner Regentschaft immer härter gegen Verstösse, beispielsweise gegen die Kopftuchpflicht, vor.

22-Jährige unter Raisis Präsidentschaft wegen Kopftuch zu Tode geprügelt

2022 löst der Tod der jungen Iranerin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam weltweite Proteste aus. Die 22-Jährige wird wegen eines angeblichen Verstosses gegen das Kopftuch-Gesetz von der Sittenpolizei festgenommen. Danach wird sie geschlagen und wohl dabei tödlich verletzt.

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Mahsa Amini wurde von der Sittenpolizei zusammengeschlagen und erlitt wohl dabei tödliche Verletzungen. - keystone

Die Wut der Menschen richtet sich vor allem gegen die iranische Führung um Präsident Ebrahim Raisi und Religionsführer Ali Chamenei.

Das Regime reagiert auf die Proteste mit brutalster Repression. Zehntausende Demonstranten werden verhaftet, viele bei den Protesten getötet, mehrere davon hingerichtet.

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