Im Iran wurde nach dem Tod des Präsidenten eine fünftägige Staatstrauer ausgerufen. Währenddessen feiern im Internet zahlreiche Iranerinnen den Heli-Absturz.
So feiern die Töchter der bei Protesten getöteten Iranerin Minoo Majidi (†62) den Helikopter-Absturz von Ebrahim Raisi (†63). - X@mahsa_piraei

Das Wichtigste in Kürze

  • Iran hat nach dem Tod des Präsidenten Raisi eine fünftägige Staatstrauer ausgerufen.
  • Im Internet zeigen sich währenddessen zahlreiche Iranerinnen beim Tanzen und singen.
  • Mit Alkohol stossen die Frauen auf das Ableben des bei den Liberalen verhassten Mullah an.
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Der oberste Führer des Iran, Ali Khamenei, hat nach dem Tod von Präsident Ebrahim Raisi eine fünftägige Staatstrauer ausgerufen. Die Staatsmedien verbreiten aus mehreren Orten Bilder von schwarz verhüllten, trauernden Menschen. Doch es gibt offenbar zahlreiche Menschen im Iran, die statt zu trauern, den unerwarteten Tod des Mullah feiern.

Schon am Sonntagabend feierten Menschen im Iran den Helikopter-Absturz des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi. Zu diesem Zeitpunkt war sein Tod noch nicht definitiv. - X@fatemehheydari8

Bereits am Sonntagabend kursierten erste Videos, einige ihre Freude über den möglichen Tod Raisis Ausdruck verliehen, in dem sie Feuerwerk zündeten. Zu diesem Zeitpunkt lief die Suche nach dem Helikopter-Wrack noch.

Seitdem der definitive Tod des iranischen Präsidenten bekannt gegeben wurde, tauchen vermehrt Videos von feiernden Iranerinnen auf. So haben etwa die Töchter der verstorbenen Iranerin Minoo Majidi (†62) in den sozialen Medien ein Video geteilt, bei dem sie auf den Tod von Raisi mit Alkohol anstossen. Majidi war eine von Hunderten Menschen, die im Zuge der landesweiten Proteste von Sicherheitsdiensten erschossen wurden.

Mersedeh Shahinkar und Sima Moradbeigi tanzen, singen und stossen auf den Tod des iranischen Präsidenten an. Beide Frauen erlitten bleibende Verletzungen bei der Zerschlagung der Frauen-Proteste im Iran. - X@yashar

Kurz nachdem der Clip der Töchter im Internet auftauchte, zeigten sich zwei weitere Iranerinnen, die tanzten und lächelten, als sie hörten, dass Raisis Helikopter in den Berghang gestürzt war. Bei den beiden Frauen handelt es sich Mersedeh Shahinkar und Sima Moradbeigi.

Shahinkar ist seit der brutalen Zerschlagung der Frauenrechts-Proteste im Jahr 2022 blind. Moradbeigi kann einen ihrer Arme nicht mehr bewegen, nachdem ein bewaffneter Wachmann ihr aus kürzester Distanz den Ellbogen zerfetzt hatte.

Iranische Exilmedien erhalten und verbreiten Aufnahmen von Iranerinnen, die den Tod von Raisi feiern in dem sie singen und Alkohol trinken. - Instagram@manotoofficial

Auch iranische Exilmedien erhalten und verbreiten Aufnahmen von Iranerinnen, die feiern, singen und Alkohol trinken. Alles Dinge, die in der Islamischen Republik verboten sind. Sie reimen Lieder um und singen dabei etwa: «Ruft den Krankenwagen, Raisi ist in der Schwebe.»

Raisi war in liberalen Kreisen verhasst

Wie repräsentativ die Posts in den sozialen Netzwerken für die Menschen in Iran insgesamt sind, ist unklar, zeigen aber mit teils schwarzem Humor, wie sehr sich weite Teile der Bevölkerung von ihrer Staatsführung entfremdet haben.

Raisi wurde im August 2021 als neuer Präsident vereidigt, nachdem er bei der vorherigen Wahl als Spitzenkandidat der politischen Hardliner angetreten war. Er galt zudem als Wunschkandidat und Protegé des Religionsführers Ayatollah Ali Khamenei. Dies führte zu einer starken Ablehnung in liberaleren Kreisen.

Ebrahim Raisi Iran
Ebrahim Raisi war bei den liberalen Iranerinnen und Iranern verhasst - jetzt feiern sie im Internet dessen Tod. - Keystone

Raisi galt innerhalb des islamischen Systems als einflussreiche Figur. Über drei Jahrzehnte hinweg arbeitete er in der Justizbehörde und wurde 2019 zum Justizchef ernannt. Ihm wird nachgesagt, als Staatsanwalt für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich gewesen zu sein. 1988 überwachte Raisi als einer von vier Scharia-Richtern die Hinrichtung Tausender politischer Gefangener.

Nach den Protesten gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad 2009, bei denen viele Regimegegner inhaftiert wurden, sollte Raisi die Vorwürfe untersuchen, dass Demonstranten in den Gefängnissen vergewaltigt worden seien. Doch am Ende seiner Untersuchung wurden nicht die mutmasslichen Täter, sondern diejenigen, die die Vorwürfe erhoben hatten, vor Gericht gestellt.

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