Schwierige Evakuierung aus Kabul – «Sicherheitslage gefährlich»

Das Wichtigste in Kürze
- Am Kabuler Flughafen spielen sich dramatische Szenen ab.
- Tausende wollen vor den militant-islamistischen Taliban flüchten.
- Dem deutschen Auswärtigen Amt zufolge ist die Sicherheitslage «äusserst gefährlich».
Die Evakuierung von Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Bundeswehr ist inmitten chaotischer Verhältnisse am Flughafen zeitweise ins Stocken geraten. Zwei am Samstag gestartete deutsche Flieger konnten nur sieben beziehungsweise acht Personen nach Usbekistan bringen, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilte.
Bei einem späteren Bundeswehr-Transporter gingen dann wieder deutlich mehr Schutzbedürftige an Bord – er flog 205 Menschen aus dem von den militant-islamistischen Taliban eroberten Land aus. «Wir nehmen jeden zu Schützenden mit, der am Flugzeug ist», erklärte das Verteidigungsministerium am Vormittag.

Grosse Probleme gab es bei den Zugängen zum Flughafen, an dem sich weiterhin dramatische Szenen abspielen. Ein Augenzeuge berichtete der Deutschen Presse-Agentur, dass dort Tausende Menschen ausharrten. Das Auswärtige Amt twitterte: «Sicherheitslage am Flughafen in Kabul ist weiterhin äusserst gefährlich, Zugang zum Flughafen häufig nicht möglich.» Später hiess es vom Aussenamt, die Tore würden kurzfristig geöffnet und geschlossen. «Situation bleibt gefährlich & volatil.»
Die deutsche und die amerikanische Botschaft in Kabul rieten ihren Staatsbürgern von Versuchen ab, den Flughafen zu erreichen. «Derzeit ist es grundsätzlich sicherer, zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben», schrieb die deutsche Botschaft an Landsleute. Die US-Botschaft rief amerikanische Staatsbürger dazu auf, den Flughafen aufgrund möglicher Sicherheitsbedrohungen zu meiden. Die afghanische zivile Luftfahrtbehörde machte deutlich, dass es weiter keine zivilen und kommerziellen Flüge geben werde.
Bericht von 14'000 Personen am Flughafen
Ein weiterer Augenzeuge sagte der dpa, dass sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten am Flughafen Kabul befänden. Er habe Schauspieler in der Menge gesehen, bekannte Fernsehpersönlichkeiten, Jugendliche, Frauen mit neugeborenen Babys oder Menschen im Rollstuhl. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf eine «informierte Quelle», dass rund 14'000 Menschen am Flughafen seien.

Das Zeitfenster für weitere Evakuierungen aus Kabul wird immer kleiner. Die USA wollen eigentlich zum 31. August den Abzug ihrer Truppen abschliessen. Eine Fortführung des Evakuierungseinsatzes ohne die USA gilt als ausgeschlossen.
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