Präsident Kagame erinnert an die Tragödie und warnt vor Extremismus.
völkermord in ruanda
Fotos erinnern im Kigali Genocide Memorial Center an die Getöteten. Der Völkermord in Ruanda forderte mindestens 800'000 Tote. (Archivbild) - dpa

Trauer um die Opfer des Völkermords sowie Warnung vor Gleichgültigkeit und ethnischem Hass: Der ruandische Präsident Paul Kagame hat bei der zentralen Gedenkfeier 30 Jahre nach dem Völkermord aufgerufen, Lehren aus der Tragödie seines Landes zu ziehen.

«Ruandas Tragödie ist eine Warnung, dass Teilung und Extremismus zu Völkermord führen können, wenn nichts dagegen unternommen wird», sagte Kagame vor Überlebenden und Staatsgästen aus aller Welt, unter ihnen auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton. «Wir in Ruanda können es uns nicht leisten, gleichgültig gegenüber den Wurzeln von Völkermord zu sein. Wir werden immer wachsam sein, selbst wenn wir dabei allein sind», so Kagame.

Am 7. April hatten Hutu-Milizen nach einer monatelangen, von der Regierung gesteuerten Hasskampagne gegen die ethnische Minderheit der Tutsi mit dem Morden begonnen. Innerhalb von nur 100 Tagen wurden mindestens 800'000 Tutsi und gemässigte Hutu in dem kleinen ostafrikanischen Land ermordet.

Versagen der internationalen Gemeinschaft

«Die internationale Gemeinschaft hat uns alle im Stich gelassen, ob aus Feigheit oder aus Gleichgültigkeit», sagte Kagame angesichts der späten und zögerlichen Reaktion der Vereinten Nationen oder der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. Er erzählte von einer Verwandten, die in Kigali vergeblich um Rettung gerufen habe, obwohl sie für die UN gearbeitet habe.

UN-Friedenshüter hätten an einer Strassensperre der Hutu-Milizen unweit ihres Hauses wieder kehrtgemacht, zur gleichen Zeit aber die Evakuierung internationaler Mitarbeiter und Diplomaten gesichert. Alle Menschen im Haus seiner Verwandten seien getötet worden, mit Ausnahme einer Nichte, die aus dem Gebäude fliehen konnte.

Kagame war 1994 mit seiner Ruandischen Patriotischen Front aus dem Exil im Nachbarland Uganda in Ruanda einmarschiert, um das Morden zu beenden. Die Hutu-Milizen und Anhänger der damaligen Regierung waren im Juli 1994 in das damalige Zaire (heute: Demokratische Republik Kongo) geflohen. «Die Reste dieser Truppen des Völkermords sind noch heute im Ostkongo, wo sie vor den Augen der UN-Friedenshüter staatliche Unterstützung geniessen», sagte Kagame.

Ruandas Weg zur Aussöhnung

Der Präsident würdigte in seiner Rede die Überlebenden des Völkermords, die die Kraft zur Aussöhnung aufgebracht hätten. «Wir sind dankbar für das, was Ruanda geworden ist», sagte er. Das «Land der tausend Hügel» gilt heute als aufstrebendes und wirtschaftlich zunehmend erfolgreiches Land, das bis 2050 ein hohes Einkommensniveau erreichen will.

In den kommenden 100 Tagen wird in ganz Ruanda mit zahlreichen Veranstaltungen des Völkermords und seiner Opfer gedacht. Vor allem die mit der Gedenkfeier gestartete «Woche der Erinnerung» steht im Zeichen stillen Gedenkens. Es gibt im ganzen Land keine Sportveranstaltungen, Konzerte oder Unterhaltungsprogramme. Bars und Klubs bleiben geschlossen.

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