Proteste für und gegen Bolsonaro in Brasilien

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Brasilien,

In Brasilien haben am Sonntag zahlreiche Menschen für und gegen Staatschef Jair Bolsonaro demonstriert.

Protest gegen Bolsonaro in Brasília
Protest gegen Bolsonaro in Brasília - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Demos gegen Rassismus - Präsident auch wegen Haltung zu Coronavirus umstritten.

In der Hauptstadt Brasília marschierten hunderte Menschen mit Bannern mit Aufschriften wie «Gegen Rassismus und Faschismus» oder «Terrorismus ist die Vernichtungspolitik der Regierung» durch die Strassen. Es war die erste Demonstration gegen den ultrarechten Präsidenten in der Hauptstadt seit Beginn der Coronavirus-Pandemie.

Zeitgleich demonstrierte in Brasília eine kleinere Gruppe von Bolsonaro-Anhängern für ein Ende der Corona-Beschränkungen. Der Präsident hatte in den vergangenen Wochen wiederholt an den Kundgebungen seiner Anhänger teilgenommen, die regelmässig am Wochenende im Regierungsviertel stattfinden.

Auch in São Paulo demonstrierten rund 50 Menschen für Bolsonaro und gegen die von örtlichen Behörden verhängten Corona-Beschränkungen. «Die Krankheit existiert, aber es ist nicht so, wie man uns weismachen will. Es ist Zeit, die Geschäfte wieder zu eröffnen», sagte eine Demonstrantin, die ihren Namen nicht nennen wollte.

Wenige Kilometer entfernt in São Paulo protestierten tausende Menschen gegen den Staatschef. «Bolsonaro ist gegen alles: Er will keine Schwarzen, keine Schwulen, keine Frauen, er denkt nur an die Reichen», sagte die 18-jährige Demonstrantin Gabriela Vitoria. «Wir erleben gerade eine Pandemie und er will alles wieder öffnen, ohne sich ein Beispiel an den Erfolgen in anderen Ländern zu nehmen.»

Auf Anweisung der örtlichen Behörden mussten die Demonstrationen in São Paulo mit deutlichem Abstand zueinander stattfinden. Vergangenes Wochenende war es bei ähnlichen Veranstaltungen zwischen Fussball-Fans, die gegen Faschismus demonstrierten, und Bolsonaro-Anhängern zu Auseinandersetzungen gekommen.

Bolsonaro ist seit seinem Amtsantritt umstritten und sorgte unter anderem mit rassistischen, homophoben und sexistischen Äusserungen für Empörung. Wegen seines Umgangs mit der Corona-Pandemie steht er nun zusätzlich massiv in der Kritik. Er bezeichnete die von dem Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 in der Vergangenheit als «kleine Grippe» und lehnt die von den Bundesstaaten angeordneten Beschränkungen ab, weil dadurch die Wirtschaft beeinträchtigt wird.

Nach dem Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte er zudem mit einem ähnlichen Vorgehen gedroht. «Entweder die WHO arbeitet ohne ideologische Voreingenommenheit oder wir gehen auch. Wir brauchen hier keine Aussenstehenden, die ihre Meinung zur Gesundheitslage abgeben», verkündete Bolsonaro am Freitag.

Die Zahl der offiziell verzeichneten Todesopfer von Covid-19 in Brasilien überschritt inzwischen die Schwelle von 36.000. Damit ist Brasilien das Land mit der weltweit dritthöchsten Zahl von Corona-Toten nach den USA und Grossbritannien. Landesweit wurden bislang mehr als 691.000 Infektionen registriert, Experten gehen jedoch aufgrund der geringen Zahl von Tests von einer hohen Dunkelziffer aus.

Das Gesundheitsministerium hatte vorübergehend keine Gesamtopferzahl mehr veröffentlicht, sondern nur noch die Opferzahl jedes Tages. Ein ranghoher Regierungsvertreter hatte die von den örtlichen Behörden gemeldeten Corona-Statistiken zuvor als «unzuverlässig und manipuliert» bezeichnet.

Nach Kritik regionaler Gesundheitsbehörden, Bolsonaros Regierung wolle die vielen Corona-Opfer im Land «unsichtbar» machen, nahm das Ministerium die Veröffentlichung der Gesamtzahlen nach eigenen Angaben am Sonntag wieder auf.

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