Beim ersten Besuch eines katholischen Kirchenoberhaupts in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat Papst Franziskus zu einem Ende der Kriege im Nahen Osten aufgerufen.
Papst sprach vor hunderten Würdenträgern in Abu Dhabi
Papst sprach vor hunderten Würdenträgern in Abu Dhabi - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Franziskus verurteilt religiöse Gewalt.

«Krieg schafft nichts als Elend, Waffen nichts als Tod», sagte der Papst am Montag vor hunderten Teilnehmern eines interreligiösen Treffens in Abu Dhabi. Die «katastrophalen Folgen» von Krieg zeigten sich im Jemen, in Syrien, im Irak und in Libyen.

«Das Wettrüsten, die Ausweitung der eigenen Einflussbereiche und eine aggressive Politik zum Nachteil anderer werden nie Stabilität bringen», betonte der Pontifex bei seinem historischen Besuch. Die Religionen müssten gemeinsam «gegen die Logik bewaffneter Macht eintreten, gegen die Monetarisierung von Beziehungen, die Aufrüstung der Grenzen, die Errichtung von Mauern, die Knebelung der Armen».

Die Vereinigten Arabischen Emirate und das benachbarte Saudi-Arabien sind wichtige Verbündete der Regierung im Jemen, die einen Krieg gegen schiitische Rebellen führt, hinter denen der Iran steht. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist das Land Schauplatz der derzeit schwersten humanitären Katastrophe der Welt.

Der Krieg im Jemen war auch Thema bei einem Treffen zwischen dem Papst und dem Kronprinzen von Abu Dhabi, Scheich Mohammed Bin Sajed al-Nahjan. Er habe mit dem Papst über eine verstärkte Zusammenarbeit, eine Festigung ihres Dialogs, Toleranz, menschliches Zusammenleben und «wichtige Initiativen» für Frieden, Stabilität und Entwicklung gesprochen, twitterte der Scheich.

In seiner Rede vor rund 700 Würdenträgern verurteilte der Papst religiöse Gewalt scharf. Es sei eine «schwere Entweihung des Namens Gottes, ihn zur Rechtfertigung von Hass und Gewalt gegen den Bruder zu missbrauchen», sagte er. «Es gibt keine Gewalt, die religiös gerechtfertigt werden kann.»

Auch der Grossimam der angesehenen Al-Ashar-Moschee in Kairo, Ahmed al-Tajeb, betonte, dass Gewalt niemals mit Religion begründet werden dürfe. Er und der Papst unterzeichneten am Montag ein Dokument, wonach die Al-Ashar-Moschee und der Vatikan sich gemeinsam im Kampf gegen Extremismus engagieren wollen.

Der Papst äusserte sich in seiner Rede nicht direkt zur Politik im Nahen Osten, verteidigte aber die Religionsfreiheit, womit er auf die Unterdrückung von Minderheiten in mehreren Ländern anspielte. Er hoffe für die Region auf «Gesellschaften, in denen Menschen unterschiedlicher Religionen das gleiche Heimatrecht geniessen und in denen nur der Gewalt in all ihren Formen dieses Recht abgesprochen wird».

Vor allem in Saudi-Arabien und in Bahrain werden Schiiten von sunnitischen Herrschaftshäusern diskriminiert. Zehntausende Beduinen leben in der Golfregion ohne Staatsbürgerschaft.

Die Vereinigten Arabischen Emirate gelten als vergleichsweise liberal. Sie haben 2019 zum «Jahr der Toleranz» gekürt, stehen aber auch wegen der Unterdrückung von Andersdenkenden in der Kritik.

Im Gegensatz zu anderen arabischen Staaten wie dem ultrakonservativen Saudi-Arabien gibt es christliche Kirchen, öffentliche Messen sind allerdings verpönt. Dass der Papst am Dienstag in einem Stadion in Abu Dhabi eine Messe unter freiem Himmel feiern darf, gilt als Ausnahme.

In den Emiraten sind vier Fünftel der Bevölkerung Muslime. Dort leben auch rund eine Million Katholiken. Bei den meisten handelt es sich um Gastarbeiter aus Asien.

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