In Nigeria wird der neue Präsident gewählt. Eigentlich sind die Wahllokale bereits offiziell geschlossen – noch immer wollen aber Tausende ihre Stimme abgeben.
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Die mit Spannung erwartete Präsidentschaftswahl in Nigeria, Afrikas bevölkerungsreichstem Land, ist trotz einiger Zwischenfälle zunächst überwiegend ruhig verlaufen. Foto: Mosa'ab Elshamy/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Mosa'ab Elshamy
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Präsidentschaftswahl in Nigeria zieht sich bis in den Sonntag.
  • Bei den Anmeldungen zur Wahl wurde ein Rekord erreicht.
  • Erstmals seit der Rückkehr zur Demokratie hat auch ein dritter Kandidat gute Chancen.

Die Präsidentschaftswahl in Afrikas bevölkerungsreichstem Land Nigeria hat sich am Samstag angesichts der angespannten Sicherheitslage in mehreren Teilen des Landes massiv verzögert. Auch Stunden nach der offiziellen Schliessung der Wahllokale um 14.30 Uhr standen landesweit noch Tausende Wählerinnen und Wähler Schlange, um ihre Stimmen abzugeben.

Nigerias Wahlbehörde INEC kündigte an, dass mehrere Wahllokale anders als geplant auch am Sonntagmorgen geöffnet würden. An anderen Orten liefen bereits Auszählungen. Erste Ergebnisse sollen schon am Sonntagmittag verkündet werden.

Rekord bei Wahlanmeldungen

Mehr als 87 Millionen der rund 220 Millionen Einwohner waren für die Wahl angemeldet und hatten ihre Berechtigungskarten abgeholt – ein Rekord. Neben dem Präsidenten von Afrikas grösster Volkswirtschaft werden auch mehr als 400 Sitze in zwei Parlamentskammern neu gewählt.

Erstmals seit Nigerias Rückkehr zur Demokratie 1999 hat neben den Kandidaten der zwei vorherrschenden Parteien auch ein Dritter gute Chancen.
Erstmals seit Nigerias Rückkehr zur Demokratie 1999 hat neben den Kandidaten der zwei vorherrschenden Parteien auch ein Dritter gute Chancen. - Sunday Alamba/AP/dpa

Die Wochen vor der Wahl waren von Sorgen über die Sicherheit überschattet. Im Norden des Landes sind bewaffnete Milizen aktiv, darunter dschihadistische Terrorgruppen wie Boko Haram. Im Nordwesten und Zentrum des Landes sorgen kriminelle Banden und blutige Landkonflikte für Unsicherheit, im Südosten sind es gewalttätige Separatisten. Daneben machen Bargeldknappheit sowie eine Treibstoffkrise den Menschen zu schaffen.

Die Abstimmung am Samstag wurde von einzelnen Gewaltvorfällen in verschiedenen Teilen des Landes begleitet. Nach Angaben der Wahlbehörde griffen Bewaffnete in drei Bundesstaaten Wahllokale an, um Geräte zur biometrischen Wähleridentifizierung zu stehlen. In Teilen der Bundesstaaten Borno und Niger sei die Wahl nach Angriffen von Dschihadisten verschoben worden, räumte der Vorsitzende der Wahlbehörde ein. Bewaffnete griffen zudem mehrere Wahllokale der Wirtschaftsmetropole Lagos an und stahlen Wahlunterlagen, woraufhin das Militär eingesetzt wurde.

Drei Kandidaten haben gute Chancen

Präsident Muhammadu Buhari (80) scheidet nach zwei Amtszeiten aus. Erstmals seit Nigerias Rückkehr zur Demokratie 1999 hat neben den Kandidaten der zwei vorherrschenden Parteien auch ein Dritter gute Chancen. Eine grosse Rolle spielt in Nigeria die Herkunft und Religionszugehörigkeit der Kandidaten.

Nigeria
Muhammadu Buhari, Nigerias Staatschef. - AFP/Archiv

Unter den insgesamt 18 Bewerbern sind die aussichtsreichsten Kandidaten der frühere Gouverneur von Lagos, Bola Tinubu (70) von der Regierungspartei APC, sowie der frühere Vizepräsident Atiku Abubakar (76) von Demokratischen Volkspartei (PDP), der bereits zum sechsten Mal antritt. Insbesondere in grossen Städten und bei der Jugend beliebt ist zudem Peter Obi (61) von der Labour-Partei. Damit scheint erstmals eine Stichwahl um das Präsidentenamt wahrscheinlich.

Um die Wahl für sich zu entscheiden, muss ein Kandidat die meisten Stimmen landesweit und zudem mindestens ein Viertel der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten holen. Erreicht keiner dieses Ziel, kommt es drei Wochen später zur Stichwahl.

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