Nach dem Massaker in zwei Moscheen will Neuseeland verhindern, dass sich solch ein Verbrechen wiederholt. Dazu bringt die Regierung härtere Waffengesetze.
Bewaffnete Polizisten patrouillieren in der Nähe von muslimischen Gräbern auf einem Friedhof in Christchurch. Foto: Mark Baker/AP
Bewaffnete Polizisten patrouillieren in der Nähe von muslimischen Gräbern auf einem Friedhof in Christchurch. Foto: Mark Baker/AP - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Neuseeland möchte die Waffengesetze rasch verschärfen.
  • Eine rechts-populistische Partei war bisher dagegen, doch schwenkte nun um.

Neuseeland hat nach dem rassistisch motivierten Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch mit der Verschärfung seiner Waffengesetze begonnen. Premierministerin Jacinda Ardern kündigte am Montag nach einer Krisensitzung des Kabinetts strengere Regelungen an. Sie sollten «so schnell wie möglich» in Kraft treten.

Ihre Koalition sei sich darin einig. Aus Respekt vor den 50 Todesopfern des Doppelanschlags wurde Neuseelands grösste Waffenmesse abgesagt, die am nächsten Wochenende stattfinden sollte.

Neuseeland Premierministerin Jacinda Ardern
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern spricht vor den Medien. - OFFICE OF PRIME MINITER NEW ZEALAND/AFP

Im Krankenhaus werden noch 31 Verletzte behandelt. Nahe einer der betroffenen Moscheen in der Deans Avenue legten Menschen Blumen und Trauerbekundungen ab. Am Abend versammelten sich Hunderte Schüler am Park gegenüber zu einer Mahnwache.

Sogar Rechtspopulist für schärfere Waffengesetze

Der mutmassliche Täter Brenton Tarrant war am Freitag von der Polizei gestellt und festgenommen worden. Dem 28-jährigen Rechtsextremisten aus Australien droht wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft.

Premierministerin Ardern sagte in der Hauptstadt Wellington, das Kabinett sei sich «im Prinzip» über härtere Gesetze einig. Details sollen innerhalb der nächsten zehn Tage folgen. Aussenminister Winston Peters vom populistischen Koalitionspartner NZF, der solche Pläne bislang abgelehnt hatte, sagte:

«Unsere Welt hat sich für immer verändert. Deshalb werden sich auch unsere Gesetze ändern.»

Waffen ab 16 sollen Vergangenheit angehören

In dem Pazifikstaat darf man bislang nach einer Überprüfung schon mit 16 Jahren Waffen besitzen. Die Regierung ermunterte Besitzer im Land, ihre Waffen der Polizei freiwillig auszuhändigen.

Der Australier hatte bei seiner Festnahme nach dem Überfall auf die beiden Moscheen fünf Waffen und auch Sprengstoff bei sich. Er besitzt seit 2017 einen neuseeländischen Waffenschein.

Menschen trauern in der Nähe der Al-Nur-Moschee in Christchurch. Foto: Mark Baker/AP
Menschen trauern in der Nähe der Al-Nur-Moschee in Christchurch. Foto: Mark Baker/AP - dpa-infocom GmbH

Der neuseeländische Online-Waffenhändler Gun City bestätigte, dass Tarrant sich mindestens vier Waffen sowie Munition übers Internet bestellt habe. Eine Halbautomatik-Waffe, die in Aufnahmen der Bluttat zu sehen war, müsse der Täter jedoch anderswo erworben haben. Das sagte der Gun City-Betreiber David Tipple.

Tarrant sei psychisch stabil

Tarrant will sich vor Gericht selbst verteidigen. Der bisherige Pflichtverteidiger heisst Richard Peters. Er äusserte die Vermutung, dass der ehemalige Fitnesstrainer den Prozess als Plattform für seine «ziemlich extremen Ansichten» nutzen will. «Aufgabe des Richters wird sein, damit umzugehen.»

Tarrant habe auf ihn den Eindruck gemacht, bei klarem Verstand und psychisch stabil zu sein. Er habe weder Reue noch Mitleid gezeigt.

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