Netanjahu-Aussage macht Israelis hässig
Benjamin Netanjahu sagt, auch seine Familie müsse Opfer erbringen und eine Hochzeit verschieben. Damit erzürnt er Israelis, die ihn als Narzissten bezeichnen.

Das Wichtigste in Kürze
- Benjamin Netanjahu dankt den Israelis für die Opfer, die sie im Iran-Krieg erbringen.
- Auch seine Familie habe «persönliche Kosten»: Eine Hochzeit wurde verschoben.
- Viele Israelis – Politiker und Geisel-Angehörige – sind schockiert über die Aussage.
Benjamin Netanjahu hat den Zorn von Teilen der israelischen Bevölkerung auf sich gezogen. Grund dafür sind Aussagen über persönliche Kosten des aktuellen Krieges gegen den Iran.
Am Donnerstag sprach der Premierminister in Be'er Scheva zu den Medien. Im Hintergrund ein von iranischen Raketen getroffenes Spital, beschädigte Häuser und Trümmer. Es erinnere ihn an das britische Volk, das den Bomben von Nazi-Deutschland ausgesetzt gewesen sei, sagt er.
«Viele Leute wurden getötet, Familien trauern um ihre geliebten Menschen», sagt Netanjahu mit Blick auf die iranischen Angriffe. «Ich schätze das sehr.» Seit dem Erstangriff Israels sind mindestens 24 israelische Zivilisten durch iranische Gegenschläge getötet worden. Auf der Seite Irans wird die Zahl der zivilen Todesopfer auf über 250 geschätzt.
Netanjahu sagte weiter: «Jeder von uns trägt persönliche Kosten – auch meine Familie wurde nicht verschont. Es ist das zweite Mal, dass mein Sohn Avner seine Hochzeit wegen der Gefahr verschieben musste.» Die Verlobte sei enttäuscht, die Mutter Sara Netanjahu «eine Heldin», fährt Netanjahu fort.
«Grenzenloser Narzisst»
Im Internet entlädt sich der Zorn der Israelis über den Premierminister, dem vorgeworfen wird, von der Realität abgeschnitten zu sein. Anat Angerest, die Mutter eines verschleppten und noch nicht freigelassenen israelischen Soldaten, schreibt auf X: Das Leiden «ist auch an meiner Familie nicht spurlos vorbeigegangen». Ihr Sohn befinde sich nun seit 622 Tagen in den «höllischen Kerkern von Gaza».
Der oppositionelle Parlamentarier Gilad Kariv bezeichnet Netanjahu als «grenzenlosen Narzissten». Er kenne viele Familien, die nicht bloss gezwungen worden seien, eine Hochzeit zu verschieben. «Sondern sie werden nie die Hochzeiten feiern, die einmal stattfinden sollten.»
Auch daran, dass der Premier seine Frau als Heldin bezeichnet, stört sich Kariv: «Die Ärzte, die für Nachtschicht das Haus verlassen, sind Helden. Die Lehrer, die unsere Kinder bei Zoom zusammenhalten, sind Helden.»