Mandela (†) hat sein Leben dem Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung gewidmet. Doch 24 Jahre nach Südafrikas demokratischer Wende herrscht Ernüchterung.
Nelson Mandela
2013 starb Nelson Mandela. - dpa

Nelson Mandela wird in Südafrika mit religiöser Ehrfurcht als Vater der Nation verehrt. Jahrzehnte seines Leben hat er dem Kampf gegen das rassistische Apartheidregime gewidmet, dann predigte er Versöhnung mit den Weissen und baute das Land als erster demokratisch gewählter Präsident aus den moralischen Ruinen der Rassendiskriminierung wieder auf. Doch trotz seiner historischen Verdienste herrscht inzwischen vor allem bei der schwarzen Bevölkerungsmehrheit in Südafrika grosse Ernüchterung.

Der ehemalige US-Präsident mit Mandela in dessen früherer Gefängniszelle.
Der ehemalige US-Präsident mit Mandela in dessen früherer Gefängniszelle. - AP Photo

«Südafrika ist eines der ungleichsten Länder in der Welt und die Ungleichheit hat seit dem Ende der Apartheid 1994 weiter zugenommen», kommentiert die Weltbank. Das Bildungssystem ist desolat und die Arbeitslosenquote liegt bei rund 27 Prozent. Das benachteiligt vor allem jene, für deren Freiheit Mandela gekämpft hat: «Schwarze Südafrikaner haben das höchste Risiko, arm zu sein», heisst es von der Weltbank.

Der berühmteste Gefangene der Welt

46664 war Mandelas Gefängnisnummer, als er auf Robben Island eingesperrt war.
46664 war Mandelas Gefängnisnummer, als er auf Robben Island eingesperrt war. - AP Photo

Nelson Rolihlahla Mandela schloss sich bereits 1944 als Jurastudent dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) an, um für gleiche Rechte zu kämpfen. Der junge Anwalt stieg in der Partei rasch auf und galt Ende der 1950er-Jahre bereits als einer der wichtigsten Organisatoren von Protesten und Widerstandsaktionen.

Als der ANC 1960 verboten wurde, war Mandela einer der Gründer des Flügels für den bewaffneten Widerstand. 1964 entging der Widerstandskämpfer knapp der Todesstrafe und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Es folgten 27 Jahre Haft, die meisten davon auf der Gefangeneninsel Robben Island bei Kapstadt. Mandela war über Jahre wohl der berühmteste Gefängnisinsasse der Welt. Seine Inhaftierung wurde zum Symbol der Ungerechtigkeit des rassistischen Regimes.

Das Wichtigste in Kürze

  • Nelson Mandela hätte am heutigen Mittwoch seinen 100. Geburtstag gefeiert.
  • Jahrelang war der Friedensnobelpreisträger der wohl berühmteste Gefangene der Welt.
  • Doch sein Vermächtnis scheint heute zunehmend in Gefahr.
Ad

Doch erst Ende der 1980er-Jahre begann die Apartheid zu zerfallen: Internationaler Druck, Sanktionen und der zunehmende Widerstand der schwarzen Mehrheit brachten die Kehrtwende. Im September 1989 wurde der Reformer Frederik Willem de Klerk südafrikanischer Präsident. Er liess Mandela frei und hob das ANC-Verbot auf. Die Parteien handelten eine neue Verfassung aus, 1993 bekamen de Klerk und Mandela den Friedensnobelpreis.

Vermächtnis in Gefahr?

1994 wurde Mandela Südafrikas erster demokratisch gewählter Präsident. In seiner Amtszeit bis 1999 setze Mandela auf eine Aussöhnung der Bevölkerungsgruppen. Dieses Vermächtnis scheint heute zunehmend in Gefahr. Es häuft sich die Kritik, Mandela habe die Weissen mit Samthandschuhen angefasst. Der ANC fordert inzwischen, die zumeist weissen Landeigentümer notfalls auch ohne Entschädigung zu enteignen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Nelson MandelaWeltbankTodesstrafe