Sie wollen Leben retten und müssen dabei ihr eigenes aufs Spiel setzen. Sanitäter in Südafrika sind aufgrund hoher Kriminalität grossen Gefahren ausgesetzt.
Krankenwagen des medizinischen Notdienstes der südafrikanischen Westkap-Provinz werden auf die Nachtschicht vorbereitet.
Krankenwagen des medizinischen Notdienstes der südafrikanischen Westkap-Provinz werden auf die Nachtschicht vorbereitet. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Als Sanitäter in Südafrika führt man ein gefährliches Leben.
  • Nachts darf das Rettungspersonal nur noch mit Polizeischutz in die «roten Zonen».
  • Die Gewerkschaft fordert schon seit Monaten bessere Sicherheitsvorkehrungen.

Rettungssanitäter Quinton Hendricks hat seine Schicht beendet. Gerade eben hat er noch einen Mann für tot erklärt, während um ihn herum Schüsse fielen. Jetzt sitzt er vor einer Tasse Kaffee. «Wir werden fast jeden Tag mit Gewaltübergriffen konfrontiert.» Ihn könne fast nichts mehr schockieren. Hendricks arbeitet für den medizinischen Notdienst der südafrikanischen Westkap-Provinz, in der die Touristenmetropole Kapstadt liegt.

Quinton Hendricks, südafrikanische Rettungssanitäter und vierfacher Vater, «hilft einfach gern».
Quinton Hendricks, südafrikanische Rettungssanitäter und vierfacher Vater, «hilft einfach gern». - dpa

Besonders in den Gegenden rund um Kapstadt ist es gefährlich für Sanitäter, zu einem Unfallort zu fahren. Denn dort treffen sie nicht nur auf Opfer von Gewalt, sondern sind oft selbst Gewaltverbrechen ausgesetzt, sagt Noel Desfontaines, Generalsekretär der südafrikanischen Gewerkschaft für Gesundheitsmitarbeiter (Hospersa). Allein im Westkap gebe es jährlich mehr als 100 Übergriffe auf Krankenwagen.

Nur noch mit Polizeischutz

Daher dürfen Sanitäter nachts nur noch unter Polizeischutz in von Gangs kontrollierte Gegenden fahren. Im Westkap gibt es 15 solcher «roten Zonen». Für Unfallopfer bedeutet das oft lange Wartezeiten, bis ein Krankenwagen kommt. Das kann zwischen Leben und Tod entscheiden. Wenn ein Notruf kommt, müssen Sanitäter erst auf eine Eskorte warten, aber die steht nicht immer sofort zur Verfügung.

Rajendra Laljith und seine Kollegin Tabisa Saliwa mussten schon von fünf Polizeiwagen zu einem Bandenkrieg begleitet werden. Es dauerte 90 Minuten, bis sich der Schusswechsel soweit beruhigt hatte, dass sie einem Mann mit mehreren Schussverletzungen helfen konnten.
Rajendra Laljith und seine Kollegin Tabisa Saliwa mussten schon von fünf Polizeiwagen zu einem Bandenkrieg begleitet werden. Es dauerte 90 Minuten, bis sich der Schusswechsel soweit beruhigt hatte, dass sie einem Mann mit mehreren Schussverletzungen helfen konnten. - dpa

Gewerkschaft fordert mehr Sicherheit

Die Gewerkschaft Hospersa fordert seit Monaten vom Gesundheitsministerium bessere Sicherheitsvorkehrungen für die Mitarbeiter der Rettungsdienste. «Unsere Sanitäter sind verpflichtet, der Gesellschaft zu dienen, aber die Umstände, in denen sie arbeiten müssen, sind unzumutbar», beschwert sich Desfontaines.

Trauma-Beratung steht für die Sanitäter an der Tagesordnung. Und trotzdem setzen sich Frauen und Männer wie Hendricks, Laljith und Saliwa jeden Tag wieder in Krankenwagen, um Menschenleben zu retten. «Meine Frau hat jeden Tag Angst, dass ich nicht nach Hause komme, aber ich helfe einfach gern», sagt Hendricks, ein vierfacher Vater.

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