Bei gewalttätigen Protesten gegen die Machtübernahme durch den Militärrat im zentralafrikanischen Tschad sind mindestens zwei Menschen getötet worden.
Tschad
Abbild des verstorbenen Präsidenten Idriss Déby Itno. - AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Tschad herrschen gewalttätige Proteste gegen die Machtübernahme eines Militärrats.
  • Dieser hatte sich nach dem Tod des langjährigen Staatschefs Idriss Déby gebildet.
  • Frankreichs Präsident Macron fordert stattdessen einen demokratischen Übergang.
  • Der verstorbene Staatschef galt als wichtiger Partner im Kampf gegen die Dschihadisten.

In der Hauptstadt N'Djamena wurde eine Frau von Demonstranten getötet. In der zweitgrössten Stadt Moundou starb ein 21-Jähriger bei einer Demonstration. Dies berichteten die Justizvertreter und Medien am Dienstag. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die «Repression» und forderte einen demokratischen Übergang im Tschad.

Anfang vergangener Woche war der Tod des langjährigen Staatschefs Idriss Déby Itno bekannt gegeben worden. Danach hatte sich der Militärrat unter Führung von Präsidentensohn Mahamat Idriss Déby an die Spitze des Landes gestellt. Zu den Protesten gegen die neue Militärführung hatten mehrere Oppositionsparteien und zivilgesellschaftliche Organisationen aufgerufen; der Militärrat hatte die Versammlungen jedoch verboten.

Idriss Déby Itno
Präsident Idriss Deby Itno, hier bei einer Pressekonferenz 2008, ist tot. (Archivbild) - dpa-infocom GmbH

In der Hauptstadt N'Djamena griffen Demonstranten einen Bus an, wie Staatsanwalt Youssouf Tom berichtete. Manche Passagiere seien geflohen, aber eine Frau sei zurückgeblieben und «von den Demonstranten getötet worden». Die Polizei setzte in der Hauptstadt Tränengas gegen die Demonstranten ein.

In Moundou im Süden des Landes sei ein 21-Jähriger von Polizisten erschossen worden. Dies, nachdem er einen Stein auf ein Polizeiauto geworfen habe. Das sagte ein Vertreter der staatlichen Medien der Nachrichtenagentur AFP.

Macron fordert demokratischen Übergang

Macron erklärte am Dienstag in Paris, die «Repression» durch die Sicherheitskräfte sei zu verurteilen. Er lehnte einen «Nachfolgeplan» für den verstorbenen Staatschef ab und sprach sich stattdessen für einen «friedlichen, demokratischen Übergang» aus.

Der 68-jährige Déby galt als wichtiger Partner des Westens im Kampf gegen Dschihadisten in der Sahel-Zone. Als Präsident der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich hatte Macron am Freitag an der Trauerfeier im Tschad teilgenommen.

Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Felix Tshisekedi, fordert eine «schnelle Rückkehr zur demokratischen Ordnung» im Tschad. Er unterstütze die «derzeitige Stabilität unter der Bedingung», die Demokratie schnell wieder zu «festigen». Das sagte Tshisekedi nach einem Treffen mit Macron in Paris.

Felix Tshisekedi
Felix Tshisekedi, Präsident der Demokratischen Republik Kongo. (Archivbild) - dpa

Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisewarnung für das Land und forderte deutsche Staatsangehörige auf, umgehend auszureisen. Bis zur Ausreise rät das Ministerium, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden. Die deutsche Botschaft ist seit dem 21. April vorübergehend geschlossen.

Staatschef Déby habe bei Kämpfen mit Rebellen im Norden des Landes Verletzungen erlitten und sei diesen erlegen. Dies verkündete die Armee am Dienstag vergangener Woche. Der 15-köpfige Militärrat setzte daraufhin die Verfassung ausser Kraft und kündigte «freie und demokratische Wahlen» an: allerdings erst in 18 Monaten.

Am Montag setzte Mahamat Idriss Déby den ehemaligen Regierungschef Albert Pahimi Padacké als Chef einer Übergangsregierung ein. Pahimi Padacké rief seine Mitbürger auf, «keine Zeit zu verlieren sich zusammenzuschliessen (...), um die Grundlagen für freie und transparente Wahlen innerhalb des Zeitplans» zu schaffen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Emmanuel MacronRegierungschefDemonstrationStaatsanwaltSchweizer ArmeeTod