Kolumbien beschliesst Abkommen mit dem mächtigsten Drogenkartell
Kolumbien unterzeichnet historisches Friedensabkommen mit dem mächtigen Clan del Golfo. Das Drogenkartell soll seine Waffen niederlegen und sich demobilisieren.

Kolumbien und der Clan del Golfo haben in der katarischen Hauptstadt Doha eine bahnbrechende Vereinbarung unterzeichnet. Diese «Verpflichtung zum Frieden» markiert den offiziellen Beginn eines Friedensprozesses mit der grössten bewaffneten Gruppe des Landes.
Laut «TRT World» stellt die Organisation eine der bedeutendsten Sicherheitsherausforderungen für die Regierung dar. Die Unterzeichnung erfolgte unter Vermittlung einer internationalen Gruppe bestehend aus Katar, Norwegen, Spanien und der Schweiz.
Präsident Petros Vision des «Paz Total» in Kolumbien
Gustavo Petro, Präsident von Kolumbien, hatte bei seinem Amtsantritt 2022 das ambitionierte Ziel eines «umfassenden Friedens» verkündet. Seine Strategie zielt darauf ab, mit verschiedenen bewaffneten Gruppen Entwaffnung und Demobilisierung zu verhandeln.
Der Clan del Golfo ist nach dem historischen Friedensabkommen mit den FARC-Rebellen 2016 zur dominierenden illegalen Gruppe aufgestiegen. Die Organisation kontrolliert wichtige Drogenrouten.
Laut dem «SRF» ist die Mitgliederzahl des Clans von etwa 3.400 im Jahr 2018 auf geschätzte 9'000 angewachsen. Dies verdeutlicht das Scheitern der bisherigen militärischen Ansätze gegen die kriminelle Organisation.
Konkrete Schritte zur Gewaltreduzierung
Das Friedensabkommen zwischen Kolumbien und dem Clan sieht vor, dass sich die Mitglieder ab März in drei festgelegten Gebieten sammeln. Zwei dieser Zonen befinden sich in der pazifischen Provinz Choco, während die dritte in der benachbarten Provinz Cordoba liegt.

Der Friedensprozess konzentriert sich auf zwei Hauptbereiche: die Bekämpfung der Drogenproduktion und die Rekrutierung von Jugendlichen und Kindern in 15 bestimmten Territorien.
Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Wiedereingliederung von Kindersoldaten in die Gesellschaft, so «TRT World». Das Abkommen basiert auf dem sogenannten Unterwerfungsgesetz, das Strafreduzierungen und Sicherheitsgarantien im Austausch für Waffenniederlegung bietet.
Internationale Vermittlung und Überwachung
Die Schweiz spielt eine zentrale Rolle im Mediationsteam und bringt wertvolle Erfahrungen aus früheren Friedensprozessen in Kolumbien mit. Schweizer Diplomaten geniessen sowohl beim Staat als auch bei bewaffneten Gruppen Vertrauen und helfen bei der Ausarbeitung von Überwachungsmechanismen.
Die erste Verhandlungsrunde fand bereits im September in Doha statt, weitere Gespräche sind in der katarischen Hauptstadt geplant. Die Mediatoren betonen, dass die Umsetzung der erreichten Verpflichtungen anhaltende Disziplin, Transparenz und Vertrauen erfordern wird.
Laut «TRT World» arbeiten die vermittelnden Staaten eng mit der Zivilgesellschaft, kolumbianischen Institutionen und internationalen Partnern zusammen. Sie haben ihre Bereitschaft erklärt, diesen Prozess zu unterstützen und seinen Erfolg sicherzustellen.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Kritiker im Parlament und bei Opferverbänden warnen vor zu weitreichenden Zugeständnissen an die kriminelle Organisation. Die Details der Vereinbarung und die konkreten Bedingungen für die Demobilisierung werden noch Gegenstand weiterer Verhandlungen sein.

Der Clan del Golfo agiert als quasi-staatliche Macht in ganzen Regionen, verhängt Ausgangssperren und fordert Erpressungsgelder von der Bevölkerung. Diese territoriale Kontrolle macht die Gruppe zu einem einzigartigen Verhandlungspartner, der weder reine Guerilla noch traditionelles Kartell ist.
Dem «SRF» zufolge könnte dieses beispiellose Modell einer Kombination aus Friedenspolitik, Sicherheitsstrategie und Übergangsjustiz Anregungen für andere Länder bieten.












