Südkorea sind hinsichtlich des gemeinsamen Tourismusprogramms mit Nordkorea die Hände gebunden. Kim Jong-Un droht jetzt mit überraschenden Massnahmen.
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Kim Jong-Un möchte die südkoreanischen Anlagen in einem Feriengebiet abreissen lassen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • 2008 wurde ein innerkoreanisches Tourismusprogramm für das Kumnang-Gebirge gestoppt.
  • Nun will Kim Jong-Un alle südkoreanischen Anlagen in dem Gebiet abreissen lassen.
  • Zuletzt waren der Wiederaufnahme des Projekts die Sanktionen gegen Nordkorea im Weg.

Elf Jahre nach dem abrupten Stopp eines innerkoreanischen Tourismusprogramms für das Kumgang-Gebirge in Nordkorea will Machthaber Kim Jong-Un alle südkoreanischen Anlagen in dem Gebiet abreissen lassen.

Kim habe bei einer Inspektionsreise in das Erholungsgebiet an der Ostküste gefordert, dass «alle unerfreulich wirkenden Anlagen Südkoreas» beseitigt und durch moderne Einrichtungen in nordkoreanischem Stil ersetzt würden. Das berichteten die Staatsmedien heute Mittwoch.

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Kim Jong-Un beim Besuch der Touristenregion Kumgang-san. - dpa

Zuvor solle es ein Abkommen mit der zuständigen Stelle in Südkorea geben. Das Vereinigungsministerium in Seoul reagierte auf die Ankündigung überrascht.

Tourismus-Programm als Symbol der bilateralen Zusammenarbeit

Bis zu seiner Aussetzung im Jahr 2008 galt das Projekt für Reisen von Südkoreanern in das Kumgang-Gebirge als Symbol der bilateralen Zusammenarbeit. In Seoul wurde vermutet, dass Kim mit der jetzigen Ankündigung Druck ausüben wolle.

Kim hatte Anfang 2019 erklärt, er sei bereit, das Tourprogramm sowie den Betrieb eines mittlerweile geschlossenen gemeinsamen Industrieparks an der Grenze wieder aufzunehmen. Den Vorhaben standen bisher jedoch die auch von Seoul unterstützten internationalen Sanktionen gegen Pjöngjang im Weg, das Atomwaffen entwickelt.

«Wir müssen herausfinden, was die wahre Absicht Nordkoreas ist», sagte eine Sprecherin des südkoreanischen Vereinigungsministeriums zu den Abrissplänen Kims. Südkorea sei bereit, zu jeder Zeit Verhandlungen mit dem Norden aufzunehmen. Nach der Annäherung im vergangenen Jahr stagnieren die Beziehungen und der Austausch derzeit wieder.

Kim Jong-Un kritisiert seinen Vater

Kim richtete im Zusammenhang mit dem Tourprojekt auch Vorwürfe gegen seinen Ende 2011 gestorbenen Vater Kim Jong Il. Seine Vorgänger hätten sich von anderen abhängig machen wollen, als das Land nicht selbstständig gewesen sei, sagte der Machthaber.

Zu den von südkoreanischer Seite gebauten Anlagen sagte Kim, sie wirkten «nicht nur sehr rückständig mit Blick auf die Architektur, sondern sehen auch so schäbig aus, weil sich niemand richtig um sie gekümmert hat.»

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Kim Jong Un (l.) mit seinem Vater Kim Jong il (r.). - AP

Das Tourprogramm war ein wichtiger Devisenbringer für das abgeschottete Nordkorea. Nachdem in dem Feriengebiet im Sommer 2008 jedoch eine südkoreanische Touristin von einem nordkoreanischen Soldaten erschossen worden war, legte Südkorea das Projekt auf Eis. Die kommunistische Führung in Pjöngjang beschlagnahmte später allen südkoreanischen Besitz.

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