Junge Chinesen tun so, als hätten sie Arbeit – und zahlen dafür

Simon Ulrich
Simon Ulrich

China,

In China zahlen Gen-Z-Menschen fürs «Pretend-to-Work». Experten sehen darin ein Symptom von Frustration und Orientierungslosigkeit.

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In den Scheinoffices schreiben Teilnehmerinnen und Teilnehmer Bewerbungen oder strukturieren einfach ihren Alltag. (Symbolbild) - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • In China besuchen junge Menschen Alibi-Büros, um Arbeit zu simulieren.
  • Der Trend entsteht vor dem Hintergrund hoher Jugendarbeitslosigkeit.
  • Teilnehmer strukturieren so ihren Alltag oder täuschen Praktika vor.

In China boomt ein neues Phänomen: Junge Menschen aus der Generation Z zahlen dafür, um in Alibi-Büros so zu tun, als würden sie arbeiten. Der Trend spiegelt die schwierige wirtschaftliche Lage und eine Jugendarbeitslosenquote von über 14 Prozent wider, wie «BBC» berichtet.

In Städten wie Shanghai, Shenzhen oder Chengdu entstehen solche Einrichtungen, die wie echte Büros ausgestattet sind. Mit Computern, Meetingräumen und Teeküchen.

Für 30 bis 50 Yuan pro Tag (3,57 bzw. 5,95 Euro) können Teilnehmer dort Jobbörsen durchsuchen und Bewerbungen schreiben. Sie können aber auch an eigenen Projekten arbeiten oder einfach den Alltag strukturieren.

Für manche geht es um Selbstdisziplin und ein Gefühl von Gemeinschaft. «Ich bin sehr glücklich», sagt Shui Zhou. «Es ist, als würden wir als Gruppe zusammenarbeiten.»

Der 30-Jährige scheiterte mit seinem Lebensmittelgeschäft und besucht seit April ein solches Pretend-to work-Office.

Andere, wie die 23-jährige Absolventin Xiaowen Tang, nutzen es sogar, um Schulen oder Eltern gegenüber ein «Praktikum» vorzutäuschen.

«Eine Hülle, die jungen Menschen Raum verschafft»

Experten sehen darin ein Symptom von Frustration und Orientierungslosigkeit. Biao Xiang, Direktor am Max-Planck-Institut für Sozialanthropologie, erklärt: «Es ist eine Hülle, die jungen Menschen etwas Abstand von der Gesellschaft gibt und ihnen Raum verschafft.»

Der Betreiber einer dieser Firmen in Dongguan beschreibt sein Geschäftsmodell so: «Ich verkaufe keine Arbeitsplätze, sondern die Würde, kein nutzloser Mensch zu sein.»

Rund 40 Prozent seiner Kunden seien Uni-Absolventen, die Belege für ein Praktikum bräuchten, die restlichen meist Freelancer oder digitale Nomaden.

Warst du schon einmal arbeitslos?

Langfristig sei das Geschäftsmodell fragil, räumt er ein. Doch er versteht es als soziales Experiment: Aus einer «sanften Täuschung» solle ein Sprungbrett in echte Arbeit werden.

Manche Teilnehmer wie Zhou versuchen dies bereits. Er nutzt die Zeit, um seine Fähigkeiten im Bereich Künstliche Intelligenz auszubauen. In der Hoffnung, dadurch bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu haben.

Kommentare

User #2347 (nicht angemeldet)

Bürogummis die grössten Arbeiter , die den ganzen Tag nichts tun ...

User #2841 (nicht angemeldet)

In der Schweiz zahlt der Steuerzahler für Leute, die in Büros sitzen und so tun als ob sie arbeiten.

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