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Israel-Krieg: Über 2000 Juden seit Ausbruch nach Israel ausgewandert

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Israel,

Seit dem Ausbruch des Israel-Kriegs sind über 2000 Juden in Israel eingewandert. Einer der Hauptgründe ist der wachsende Antisemitismus.

Israel-Krieg
Indische Juden kommen in Israel an. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Über 2000 Juden sind seit dem 7. Oktober nach Israel gezogen.
  • Viele haben seit Kriegsausbruch antisemitische Vorfälle erleben müssen.
  • Das Migrationsamt erwartet einen Anstieg der Zuwanderung nach dem Krieg.

Am 7. Oktober schockierte der brutale Angriff der Hamas auf Israel die Welt und das Land. Über 1200 Personen wurden ermordet, über 200 verschleppt. Tel Aviv startete daraufhin den Israel-Krieg, seither fliegen Raketen in beide Richtungen.

Dennoch sind über 2000 Juden seit Kriegsbeginn aus aller Welt nach Israel gezogen. So beispielsweise Yona und Mikhael Benichou mit ihrem Sohn. Eigentlich hätten sie im nächsten Jahr von Frankreich nach Israel auswandern wollen, erzählten sie der «Jewish Telegraphic Agency» (JTA). Doch sie haben ihre Pläne früher als geplant umgesetzt.

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Seit dem Ausbruch des Kriegs zwischen Israel und der Hamas gibt es mehr antisemitische Vorfälle. - keystone

Der Grund: Antisemitische Vorfälle in ihrer Heimatstadt Marseille. Die Familie trägt immer Symbole, die sie als Juden identifizieren. Eines Tages wurden sie deswegen von einer Gruppe Männer angespuckt und beschimpft. «Ich war in Schock, wusste nicht, wie ich reagieren soll», sagt Yona.

Antisemiten habe es schon immer gegeben, aber nach der Attacke hätten sie eine Plattform, zu tun, was sie wollen. Niemand würde sie stoppen, klagen die Benichous. Am 31. Oktober kamen sie dann schliesslich in Israel an – ihrer neuen Heimat und einem Land im Krieg.

«Hisbollah kann immer angreifen»

Aaron Gold war dort, als der Israel-Krieg begann. Der US-amerikanische Tourist wurde von seinen Eltern dazu gedrängt, in die USA zurückzukehren. Er tat das, doch schnell «verachtete» er seinen Aufenthalt in Philadelphia. Nach nur einem Monat wanderte er dann endgültig nach Israel aus.

Das sei immer sein Traum gewesen. Und abwarten, wie der Krieg enden werde, sei keine Option gewesen. «Die Hisbollah kann immer angreifen – heute, in sechs Monaten oder in sechs Jahren.»

Auch Gold nennt den Antisemitismus als Grund: Er habe Angst gehabt, zur Arbeit zu gehen – «nicht wegen physischer Gewalt, sondern wegen emotionaler». Seine Mitarbeiter hätten ihm erzählt, sie hätten «Tod den Juden»-Rufen vom Büro aus gehört.

Anstieg der Zuwanderung nach Israel-Krieg erwartet

2662 Menschen sind seit dem Beginn des Israel-Kriegs eingewandert, teilt das Immigrationsministerium mit. Die meisten aus Russland, 218 aus den USA, 116 aus Frankreich. Es seien aber weniger als in vergangenen Jahren, sagt Yael Eckstein, der Präsident der «International Fellowship of Christians und Jews». Diese Organisation hilft Juden, nach Israel auszuwandern.

Grund dafür seien die abgesagten Flüge nach Kriegsbeginn und die Sicherheitslage. «Doch es gibt viel mehr Anfrage für Informationen zur Auswanderung.»

Bereitet Ihnen der Anstieg antisemitischer Vorfälle Sorgen?

Auch die «Jewish Agency», die bei der Umsiedlung hilft, verzeichnet mehr Anfragen. Im Oktober und November hätten 1000 Personen angefragt, 470 Prozent mehr als in den beiden Monaten zuvor. Die Organisation erwartet stark ansteigende Migrationszahlen. In den kommenden Jahren werden eine Million Menschen kommen, so die Prognose.

Auch Immigrationsminister Ofir Sofer bereitet seine Leute auf einen Anstieg der Zuwanderung wegen des Krieges vor. Einerseits wegen des wachsenden Antisemitismus, andererseits aus Solidarität mit Israel.

Das sind auch die beiden Gründe für den Umzug von Daniel Bleiweiss von Argentinien nach Israel: «Wenn es einem Freund schlecht geht, wartest du nicht, bis es ihm besser geht. Du besuchst ihn sofort.»

Antisemitismus auch in Argentinien

Auch er wollte mit seiner Frau und den beiden Kindern schon lange nach Israel auswandern. Wegen bürokratischen Problemen und der Pandemie verzögerte sich der Umzug aber. Doch nach Kriegsausbruch wanderte er mit seinem Sohn aus, die Frau und Tochter kommen bald nach.

Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten Argentiniens spielte auch der Antisemitismus nach Kriegsausbruch eine Rolle. So sei seiner Frau das Einchecken in ein Hotel wegen eines Israel-Visums verweigert worden. Und auch der Sohn sei in der Schule gemobbt worden, weil er Jude sei.

Eckstein sagt: «Es ist schmerzhaft, aber es bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass Israel der sicherste Ort für Jude ist.» Es sei vielleicht der einzige Ort, «an dem wir unsere Identität mit Stolz und in Frieden zum Ausdruck bringen können».

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