Als Reaktion auf die Angriffe der Hamas bombardiert Israel die dritte Nacht in Folge den Gazastreifen. So erleben die Bewohnenden die Eskalation.
gazastreifen israel-krieg
Palästinenser gehen durch den zerstörten Stadtteil Al-Ramal in Gaza. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Überraschungsangriff der Hamas bombardiert Israel den Gazastreifen.
  • Die Grenzen sind zu, die Versorgungslage katastrophal.
  • Drei Palästinenserinnen und Palästinenser berichten von der Situation vor Ort.
Ad

«Wir können nicht raus, weil um uns herum ständig Bomben einschlagen», sagt Kamal Mashharawi. «Sie fallen schon den ganzen Tag.»

Der 24-jährige Manager einer Solarenergiefirma lebt in Rimal, einem Stadtteil von Gaza. Seit dem Überraschungsangriff der radikalislamischen Hamas bombardiert Israel den Gazastreifen ohne Unterlass. Jetzt versteckt er sich mit gut 30 anderen Menschen in einem Unterschlupf in seinem Haus.

«Ich habe schon viele Bombenangriffe erlebt, aber noch nie so viele in so kurzer Zeit», sagt er der «Zeit».

Und weiter: «Die letzten sechs Stunden waren die schrecklichsten meines Lebens. Ich habe Menschen sterben sehen, auf barbarische Art und Weise. Ich habe gesehen, wie Freunde und Familienmitglieder um ihr Leben kämpften. Es bricht mir das Herz.»

Seine Tante und sein Onkel seien getroffen worden. «Aber der Krankenwagen kommt nicht durch», sagt er. «Wir haben keine Medikamente. Ich hoffe, ich kann noch einen weiteren Tag überleben.»

Ununterbrochene Bombardierung im Israel-Krieg

Auch Maram Humaid sitzt mit ihrer Familie in der Wohnung fest. «Wir haben stundenlang mit den älteren Kindern gespielt und ihnen erzählt, dass die Geräusche von Feuerwerken stammen. Ich glaube nicht, dass sie uns geglaubt haben», schreibt sie in einem Beitrag für den arabischen Nachrichtensender «Al Jazeera».

gazastreifen israel-krieg
Nach dem Überraschungsangriff der radikalislamischen Hamas bombardiert Israel den Gazastreifen.
gazastreifen israel-krieg
Bewohnerinnen und Bewohner verstecken sich in ihren Häusern.
israel-krieg gazastreifen
Die Grenzen sind geschlossen und die Versorgungslage schlecht.
gazastreifen israel-krieg
Es fehlt den Zivilisten an Strom, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung.
Israel-Krieg
Der Lärm von Bomben geht weiterhin ununterbrochen weiter – Tag und Nacht», schreibt eine Journalistin vor Ort.

Mitten in der Nacht sei sie plötzlich von einem furchterregenden Geräusch geweckt worden. «Mein Körper wusste instinktiv: Wir müssen hier raus!» Innerhalb von Sekunden sei die Luft voller Staub und dem Geruch von Schiesspulver gewesen. «Unsere Nachbarn schrien und weinten.»

«Auf der Strasse sahen wir, dass das getroffene Gebäude ein vierstöckiges Wohnhaus war. Nur wenige Meter von meinem Elternhaus entfernt. Die Polizei forderte uns auf, schnell ins Haus zurückzukehren. Der Lärm von Bomben geht weiterhin ununterbrochen weiter – Tag und Nacht», schreibt die Journalistin weiter.

Gazastreifen im Israel-Krieg abgeriegelt

Flucht sei keine Option, sagt Omar Ghraieb. «Der Gazastreifen ist inzwischen komplett abgeriegelt», sagt der Journalist und Entwicklungshelfer gegenüber der «Zeit».

«Die israelische Regierung hat entschieden, dass wir weder Essen oder Wasser noch Medikamente erhalten sollen. Im Moment haben wir noch drei bis vier Stunden Strom am Tag, aber bald werden sie ihn wahrscheinlich ganz abschalten.»

Glauben Sie, dass es im Nahost-Konflikt bald eine Lösung gibt?

Die Versorgungslage sei ohnehin katastrophal. Trinkwasser zum Beispiel sei schon immer knapp gewesen. Wegen der regelmässigen Stromausfälle konnten sie auch keine grossen Vorräte anlegen.

«Wir wissen nicht, wo es die nächsten Einschläge gibt», sagt der 36-Jährige. «Die Grenzen sind geschlossen. Es gibt keine Möglichkeit, aus Gaza zu fliehen.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

RegierungWasserHamasIsrael-Gaza-KriegKrieg