Die von Netanjahu angekündigte Bodenoffensive im Israel-Krieg verzögert sich. Dass der Einmarsch abgeblasen wird, glauben Experten allerdings nicht.
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Israelische Soldaten bereiten sich auf die angekündigte Bodenoffensive im Gazastreifen vor. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die angekündigte Bodenoffensive Israels im Gazastreifen bleibt bislang aus.
  • Experten gehen davon aus, dass das zum einen an den verschleppten Geiseln liegt.
  • Aber auch die USA spielen dabei wohl eine bedeutende Rolle.
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Am 7. Oktober eskalierte mit dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel der Nahostkonflikt. Kurz darauf kündigte Israel eine Bodenoffensive im Gazastreifen an – Zehntausende Soldaten wurden an der Grenze zusammengezogen. Doch der angekündigte Einmarsch lässt bis heute auf sich warten.

Wird es überhaupt noch eine Bodenoffensive im Israel-Krieg geben? Nau.ch hat bei Experten nachgefragt.

«Ich befürchte, dass es zu einer Bodenoffensive kommen wird», sagt Laurent Goetschel, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Basel. Wann dies passieren wird, könne er jedoch nicht sagen.

Bei Bodenoffensive würde Geisel-Überlebenschancen sinken

Der Experte nennt mehrere mögliche Gründe für die Verzögerung der Offensive im Israel-Krieg: «Sicher spielen die in den Gazastreifen verschleppten Personen eine Rolle.»

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Israel kündigte kurz nach dem Angriff der Hamas eine Bodenoffensive an.
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300'000 Reservisten wurden einberufen.
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Derzeit verzögert sich der Einmarsch in den Gazastreifen allerdings noch.
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Experten nennen als einen möglichen Grund dafür Druck aus den USA.
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Die Überlebenschancen der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln würden bei einer Bodenoffensive wohl massiv sinken.

Bei ihrer Attacke auf Israel nahm die Hamas rund 220 Geiseln. Bisher wurden vier Frauen freigelassen. «Sobald die Bodenoffensive beginnt, werden deren Überlebenschancen massiv sinken», so Goetschel.

Damit verbunden sei wohl auch ein gewisser Druck aus den USA. «Diese setzen sich einerseits, wie andere Staaten auch, für die Geiseln ein. Andererseits befürchten sie, dass eine Bodenoffensive zu einer weiteren Eskalation des Krieges führen könnte», erklärt der Experte.

Das betreffe insbesondere die Hisbollah im Süden Libanons, die ihre Angriffe auf Israel «mit grosser Wahrscheinlichkeit intensivieren würde».

US-Involvierung in Israel-Krieg hätte «prekäre Folgen»

Auch Nahost-Experte Mustafa Nasar von der Universität Basel rechnet mit der Bodenoffensive: «Ich gehe davon aus, dass sie sicherlich in der einen oder anderen Form stattfinden wird. Es gibt ja jetzt schon immer wieder Vorstösse in den Gazastreifen in Form von Sondereinsätzen.»

Er verweist ebenfalls auf die Bedeutung der USA, die «sicherlich bei der endgültigen Entscheidung ihr Mitspracherecht erheben». Denn: «Der Konflikt könnte rasch auf die umliegende Region überschwappen, sodass Washington dann auch gezwungen wäre, einzugreifen.»

Ein erneuter Konflikt im Nahen Osten mit Involvierung der USA hätte aber für die Administration Biden prekäre Folgen, so Nasar.

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Eigentlich ist das Weisse Haus sei Obama darum bemüht, sich längerfristig aus dem Nahen Osten zurückzuziehen. Doch nun ist der Israel-Krieg ausgebrochen. - keystone

Auch Nasar sieht einen möglichen Grund für die Verzögerung der Bodenoffensive im Israel-Krieg bei den Geiseln. Es könne sein, «dass Israel allenfalls noch abwartet, um so viele wie möglich zu befreien».

Allerdings könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, inwiefern Israel die Befreiung aller Geiseln abwarten will. Eine Möglichkeit sei auch, dass Israel sie bei einer präventiv lancierten Offensive selbst befreien möchte.

Glauben Sie, dass Israel die Bodenoffensive bald starten wird?

«Auch hier liess die Regierung zu Beginn verlauten, dass sie allenfalls über das Schicksal der Gefangenen hinwegsehen werde», so Nasar. «Damit die Bodenoffensive erfolgreich durchgeführt werden kann.»

Eine solche Aussage müsse allerdings mit Vorsicht genossen werden. Denn Netanjahu und Co. seien sich bewusst, «dass das einheimische Volk und die internationale Gemeinschaft auf die Befreiung der Gefangenen drängt».

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