Hunderttausende huldigen dem getöteten iranischen General Soleimani. In der Schweiz lebende Iraner betrachten ihn sehr unterschiedlich.
Trauerfeier
Tausende nehmen an der Trauerfeier um Qassem Soleimani teil. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der iranische General Qassem Soleimani wurde bei einem US-Raketenangriff getötet.
  • Hunderttausende nahmen an dessen Beerdigung teil.
  • In der Schweiz lebende Iraner äussern sich nun zum umstrittenen General.

Seit der Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani ist der Konflikt zwischen den USA und dem Iran regelrecht entfacht. Täglich drohen sich die beiden Nationen und schwören Rache. Dies sogar während der viertägigen Beerdigungszeremonie für Soleimani.

Hunderttausende fanden sich in den Strassen seines Geburtsorts Kerman ein, um ihren Respekt für den Verstorbenen zu erweisen. Auch für in der Schweiz lebende Iraner ist Soleimanis Tod ein grosses Thema. Die Meinungen zu dem verstorbenen General gehen hierzulande jedoch weit auseinander.

Historische Persönlichkeit vs. Ausführungsorgan

Für Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisation Schweiz (KIOS), ist aus persönlicher Sicht klar: «Er war der wichtigste und gleichzeitig beliebteste und anerkannteste General nicht nur im Iran, sondern auch in vielen Nachbarländern.»

Qassem Soleimani
Der iranische General Qassem Soleimani wurde bei einem US-Raketenangriff getötet. - Keystone

Dies habe vor allem an seinem militärischen Genie, seiner herzlichen Art und seinem Mut gelegen, holt Afshar weiter aus. «Er war immer unbewaffnet an der vordersten Front», so Afshar. «Sogar die politischen und militärischen Gegner im Ausland respektierten ihn.»

Andererseits wird er von vielen als «Terror-General» und «grösster Staatsfeind» bezeichnet, ein «brutaler Feldherr».

Dementsprechend betrachtet ihn Elika Djalili, Dozentin für persische Sprache und Literatur an der Universität Bern, mit einer gewissen Zurückhaltung. «Er wird als ein Held wahrgenommen, da er die ideologischen Ziele der islamischen Republik Iran verteidigt hat. Und zwar seit seiner Gründung in 1980 bis heute.»

Iran sehnt sich nach Frieden

Des Weiteren sprach General Soleimani sich stark gegen die USA und deren Interventionen im Land aus. Afshar erzählt: «General Soleimani sagte zu Amerika: ‹Ihr könnt den Krieg beginnen, wir aber werden bestimmen, wann er beendet wird.›» Mit solchen Aussagen machte sich Soleimani bei der anti-amerikanischen Bevölkerung sehr beliebt.

Elika Djalili
Elika Djalili ist Dozentin für persische Sprache und Literatur an der Universität Bern. - Universität Bern

Der Iran hat den amerikanischen Putsch gegen den demokratisch gewählten Ministerpräsidenten im Jahr 1953 immer noch nicht verziehen, erklärt Djalili. «In diesem Zusammenhang war Soleimani mit seiner anti-Imperialistischen Besinnung auch stark gegen Fremdbestimmung.»

Esmail Ghaani
Auch Esmail Ghaani, der neu ernannte Generalleutnant, trauert um Soleimani. - Keystone

Afshar meint weiter: «Die Iraner haben nach der Revolution und nach acht Jahren aufgedrängten Krieg eine grosse Sehnsucht nach Frieden.» Sie seien sehr besorgt, dass Amerika und dessen Alliierte einen Krieg beginnen werden, der die ganze Region zerstören würde.

«Es ist davon auszugehen, dass eine Vergeltung geplant sei, wie und wann diese ausgeübt wird, ist sicher unklar. Es könnte zu einem Krieg kommen, obwohl beide Parteien sagen, dass sie keinen wünschen», befürchtet Djalili.

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