Internationales Komitee vom Roten Kreuz: «Rennen gegen die Zeit»

Das Wichtigste in Kürze
- In Äthiopien spitzt sich die humanitäre Lage zu.
- Laut dem Roten Kreuz benötigen Hunderttausende Binnenflüchtlinge Unterstützung.
- Es sei ein «Rennen gegen die Zeit».
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat auf eine dramatische Zuspitzung der humanitären Lage in Äthiopien hingewiesen. Dies angesichts verstärkter Kämpfe in dem Krieg.
«Es ist ein Rennen gegen die Zeit, um auf einige der dringendsten humanitären Bedürfnisse zu reagieren.» Dies sagte Nicolas von Arx, Leiter der IKRK-Delegation in Äthiopien, in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme.
Der Vielvölkerstaat Äthiopien droht durch die seit einem Jahr anhaltenden Kämpfe zu zerfallen. Mehrere Staaten haben ihre Bürger bereits aufgerufen, das Land wegen der Sicherheitslage möglichst umgehend zu verlassen.

Nach Angaben des Roten Kreuzes benötigen Hunderttausende Binnenflüchtlinge vor allem in den nördlichen Regionen Unterstützung. Währenddessen werde es für Helfer immer schwieriger, zu ihnen vorzudringen. Tausende sind den Angaben zufolge mittellos in die Städte geflohen, müssten in überfüllten Notlagern, Schulen oder sogar im Freien übernachten.
Internationales Komitee vom Roten Kreuz ruft auf, Recht zu respektieren
Wasser-, Nahrungs- und Strommangel vor Ort erschwerten die Lage noch weiter. Seit Wochen sei es nicht möglich gewesen, humanitäre Hilfe nach Tigray zu schicken. Dort habe der Konflikt im vergangenen Jahr seinen Ausgang genommen. Die Arbeit der Helfer werde durch die Kämpfe und die sich bewegende Front zusätzlich erschwert.
IKRK-Präsident Peter Maurer hatte während eines Äthiopien-Besuchs im vergangenen Monat die Konfliktparteien aufgerufen, das Internationale Recht zu respektieren. Und die Zivilbevölkerung zu schonen.

Regierungschef Abiy Ahmed war 2018 mit dem Versprechen an die Macht gekommen, Äthiopien zu reformieren. Er entmachtete die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die das Land 25 Jahre lang dominierte.
Im Herbst 2020 führte die TPLF eigenmächtig Wahlen in ihrer Hochburg, der nördlichen Region Tigray, durch. Und griff kurz danach eine Militärbasis an. Abiy ging militärisch gegen die TPLF vor. Mittlerweile hat sich der Konflikt auf weitere Landesteile ausgeweitet.