Ingenieur erhebt Erdbeben-Vorwürfe gegen Türkei

Am Montagmorgen bebte in der Türkei die Erde. Es ist mit einer Stärke von 7,8 eines der grössten Erdbeben in der Region seit mindestens 200 Jahren.

Retter suchten die ganze Nacht lang nach Verschütteten – die Anzahl der Toten wird am Dienstagmorgen auf über 4800 beziffert.

Tausende Gebäude stürzten in der Grenzregion von Syrien und der Türkei ein. In den Städten rund um die Epizentren sind einige Quartiere kaum wiederzuerkennen.

Dramatisch ist die Lage auch im von Krieg und Flucht geprägten Syrien. Viele Menschen haben ihre notdürftigen Behausungen verloren. Und es ist nicht das erste verheerende Beben, das die Region erlebt.

Am 17. August 1999 kam es beispielsweise rund 100 Kilometer von Istanbul entfernt zu einem Erdbeben mit einer Stärke von 7,5. 18'000 Menschen kamen damals ums Leben.

Doch die Türkei scheint aus den vorherigen Katastrophen nichts gelernt zu haben. Deswegen hagelt es jetzt Kritik an der Regierung.

Huseyin Alan, der Vorsitzende der türkischen Kammer für Ingenieurgeologie, erhebt gegenüber dem «Spiegel» schwere Vorwürfe: Man habe auf die Notwendigkeit von Bodenuntersuchungen vor dem Bau von Häusern hingewiesen. Aber: «Keines der Ämter, weder das Präsidialamt noch die lokalen Verwaltungen, haben unseren Bericht zur Kenntnis genommen.»

Als Beispiel nennt der Ingenieur den Bau des Flughafens Hatay. Dieser liege auf einer Demarkationslinie. «Das ist inakzeptabel», hält Alan fest. Die Landebahn des Flughafens wurde nun durch das Beben zerstört.