Ein verheerendes Erdbeben hat die Türkei und Syrien erschüttert. Ein Experte sagt nun: «Es war nur eine Frage der Zeit, dass so was passierte.»
Erdbeben
Rettungskräfte versuchen verschüttete Bewohner in einem eingestürzten Gebäude zu erreichen. Uncredited/AP/dpa - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein verheerendes Erdbeben hat in der Türkei und in Syrien tausende Todesopfer gefordert.
  • Laut einem Erdbeben-Forscher war es nur eine Frage der Zeit, dass es dazu kam.
  • In der Region gebe es starke Spannungen zwischen den verschiedenen Erdplatten.
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Bis in die Nacht hinein suchen über 4200 Rettungskräfte nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei nach Verschütteten. Offizielle Stellen bestätigten bislang mindestens 3600 Todesopfer.

Durch den Erdstoss der Stärke 7,8 und mehrere Nachbeben stürzten im Grenzgebiet zu Syrien zahlreiche Gebäude ein. Das Epizentrum habe in der Provinz Kahramanmaras im Südosten der Türkei gelegen. Es handelt sich um das schwerste Erdbeben der Region seit mindestens 200 Jahren.

«Es war eine Frage der Zeit»

«Es war eine Frage der Zeit, dass so etwas passiert», sagt Erdbeben-Forscher Marco Bohnhoff dem «Spiegel». Eine Reihe von grossen Beben in der Region sei überfällig gewesen, so der Experte des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ). «Eines davon ist jetzt aufgetreten».

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Das Erdbeben hat in der Türkei und in Syrien schwere Zerstörungen hinterlassen.
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Bis in die Nacht hinein suchen Rettungskräfte nach Verschütteten.
Schweiz
Auch Helfer aus der Schweiz sind in das betroffene Gebiet aufgebrochen.
Tektonik
Die Türkei liegt zwischen verschiedenen Erdplatten.
Experten
Wegen der dadurch entstandenen Spannungen rechnen Experten mit weiteren Beben.

Laut Bohnhoff lag das Epizentrum des Bebens nämlich an der sogenannten Ostanatolischen Verwerfung. Diese Erdbebenzone sei in der internationalen Forschung bisher weniger beachtet worden. Als wichtiger galt die Nordanatolische Verwerfung, an der die türkische Metropole Istanbul liegt.

Entstanden sind beide Zonen durch die seit Millionen von Jahren andauernde Kollision von Afrika und Arabien mit Europa. Die Kontinentalplatten erzeugen dabei Druck auf die Erdplatte, auf der die Türkei liegt, sie wird nach Westen weggeschoben.

Bilder aus türkischen Medien zeigen die zerstörte Landebahn eines Flughafens. - Sözcü TV

«Mit der Zeit staut sich das auf», erklärt Bohnhoff. Die Spannungen entladen sich dann auf einen Schlag – es kommt zu einem Erdbeben.

Experte rechnet mit weiteren Beben

Damit ist die Gefahr aber nicht gebannt. Gemäss dem Experten hat das neuste Beben die Spannungen nur auf einer Länge von 300 Kilometern entlang der Verwerfung gelöst. Die gesamte Ostanatolische Verwerfung ist aber 700 Kilometer lang.

So ist es nur eine Frage der Zeit, bis es auch andernorts in der Türkei zu schweren Erdbeben kommt. Wann genau diese eintreffen, lässt sich jedoch nicht vorhersagen.

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