Wegen der rasanten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus haben die indonesischen Behörden eine Ausgangssperre über die Hauptstadt Jakarta verhängt.
Jakartas Chinatown ist leergefegt während der Ausgangssperre
Jakartas Chinatown ist leergefegt während der Ausgangssperre - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Soldaten und Polizisten kontrollieren neue Massnahmen.

Soldaten und Polizisten kontrollierten am Freitag die Durchsetzung der Massnahmen in den Strassen der Millionenmetropole. Den neuen Regeln zufolge müssen die Bewohner in ihren Häusern bleiben, der Nahverkehr wurde eingeschränkt und ein Kontaktverbot für mehr als fünf Menschen verhängt.

Moscheen wurden angewiesen, für zwei Wochen zu schliessen, nachdem in dem mehrheitlich muslimischen Land am Freitag noch Millionen Menschen trotz Warnungen zu den Freitagsgebeten geströmt waren.

Motorradtaxis, die sonst überall in der Megastadt mit rund 30 Millionen Einwohnern zu sehen sind, dürfen keine Passagiere mehr mitnehmen. Die Fahrer setzen ihre Hoffnungen nun in die Lieferfahrten von Restaurants, bei denen nur noch online bestellt werden darf. «Ich weiss, dass Fahrer keine Fahrgäste abholen dürfen, aber ich hatte auf ein paar Anrufe für Essenslieferungen gehofft», sagte der Fahrer Embari. Aber bisher habe er nicht einmal solche Bestellungen erhalten, klagte er.

Bei Verstössen gegen die neuen Massnahmen müssen die Bürger mit hohen Geldstrafen und bis zu einem Jahr Gefängnis rechnen.

Indonesiens Präsident Joko Widodo hatte im März den Ausnahmezustand ausgerufen, nachdem die Zahl der Coronavirus-Toten im viertbevölkerungsreichsten Land der Welt sprunghaft angestiegen war. Eine landesweite Ausgangssperre lehnte er jedoch ab, um der grössten Volkswirtschaft Südostasiens nicht zu sehr zu schaden.

Die indonesische Regierung sieht sich nun heftiger Kritik an ihren Umgang mit der Krise und Fragen zur wahren Zahl der Todesopfer ausgesetzt. Offiziell sind 280 Menschen an der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben, 3293 Infektionsfälle wurden bestätigt. Weil in Indonesien aber nur sehr wenig getestet wird, befürchten Experten, dass die Zahl der Toten weitaus höher liegen könnte.

Allein in Jakarta, dem Epizentrum des Ausbruchs in Indonesien, wurden zuletzt 776 Leichen auf Friedhöfen gemäss den Covid-19-Vorgaben in Plastiksäcken begraben. Das ist mehr als das Fünffache der 142 offiziellen Corona-Toten in der Hauptstadt. Laut einer Schätzung der Universität von Indonesien könnten im ganzen Land mehr als 240.000 Menschen an Covid-19 sterben, wenn Tests und Quarantänen nicht ausgeweitet werden.

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