Mexikos erste Präsidentin, Claudia Sheinbaum, tritt ihr Amt an.
Mexican President-elect Sheinbaum
Claudia Sheinbaum, Ex-Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, ist die erste Frau Präsidentin des Landes. (Archivbild) - keystone

Erstmals in der Geschichte Mexikos steht eine Frau an der Spitze des lateinamerikanischen Staates. Die Linkspolitikerin Claudia Sheinbaum ist als erste Präsidentin Mexikos vereidigt worden. In ihrer Antrittsrede beschwor sie eine Zeitenwende in dem lateinamerikanischen Land.

«Es ist Zeit für den Wandel und es ist Zeit für die Frauen», sagte die neue Staatschefin. In einer feierlichen Zeremonie im Kongress legte Sheinbaum unter Rufen «Presidenta, Presidenta» ihren Amtseid ab. Vor ihr hatten in den vergangenen 200 Jahren mehr als 60 Männer Mexiko regiert.

Die frühere Bürgermeisterin der Hauptstadt übernahm die Präsidentenschärpe von ihrem politischen Mentor Andrés Manuel López Obrador. «Es war eine Ehre, mit Ihnen zu kämpfen», sagte sie an ihren politischen Ziehvater gerichtet. Die 62 Jahre alte Physikerin und Enkelin jüdischer Einwanderer wird den mit rund 130 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten spanischsprachigen Staat bis 2030 regieren.

Bei ihrem Amtsantritt waren ein Dutzend Staats- und Regierungschefs anwesend sowie der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell. Die First Lady der USA, Jill Biden, vertrat die vereinigten Staaten, den wichtigsten Nachbarn und Handelspartner. Für Deutschland war der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff nach Mexiko gereist.

Herausforderungen für Mexikos neue Führung

Als erste Aufgabe hat Sheinbaum gleich eine Katastrophenlage zu bewältigen. Am Tag nach ihrer Vereidigung fliegt sie nach Acapulco in den südlichen Bundesstaat Guerrero, um sich ein Bild von den Schäden zu machen, die Hurrikan «John» dort angerichtet hat. Dutzende Menschen kamen ums Leben, grosse Gebiete stehen unter Wasser.

Zu den drängendsten Herausforderungen in dem rund 130 Millionen Einwohner zählenden Land gehören die Gewalt der Drogenkartelle und dringende Investitionen in erneuerbare Energien. Zudem wird sich die Präsidentin mit einer neuen Regierung in den USA auseinandersetzen müssen.

Bei der US-Präsidentenwahl im November stehen sich der Republikaner Donald Trump und die Demokratin Kamala Harris gegenüber. Trump könnte einen härteren Kurs in bilateralen Fragen wie Migration, Handel und Drogenbekämpfung einschlagen.

Zwölftgrösste Volkswirtschaft der Welt

Bei ihrem deutlichen Wahlsieg im Juni profitierte Sheinbaum von der Popularität López Obradors. Auch im Kongress verfügt sie über eine klare Mehrheit.

Die Präsidentin setzt auf «Kontinuität mit eigener Handschrift». Sie will die Sozialprogramme ihres Vorgängers mit staatlichen Hilfen für junge und alte Menschen ausbauen und 3000 Kilometer Schienen für Personenzüge bauen lassen.

Mexiko ist die zwölftgrösste Volkswirtschaft der Welt und Deutschlands wichtigster Handelspartner in Lateinamerika. Zahlreiche ausländische Unternehmen produzieren ihre Waren in dem Land, um sie weitgehend zollfrei in den US-Markt zu liefern.

Die wirtschaftliche Entwicklung gilt trotz der schlechten Sicherheitslage als positiv. Das Wirtschaftswachstum war in den vergangenen Jahren allerdings mässig.

Sheinbaum wirkte an Berichten des Weltklimarats mit

Im Gegensatz zum charismatischen López Obrador gilt Sheinbaum als Technokratin. Nach ihrem Physikstudium promovierte sie in Energietechnik.

Sie beteiligte sich an zwei Berichten des Weltklimarats (IPCC), der 2007 für seine Bemühungen gegen den Klimawandel den Friedensnobelpreis erhielt. Vor elf Monaten heiratete sie einen Physiker, der ihr Freund aus der Studentenzeit war. Aus erster Ehe hat sie zwei erwachsene Kinder.

Als damaliger Regierungschef von Mexiko-Stadt berief sie López Obrador 2000 als Umweltministerin in sein Kabinett. Sheinbaum wurde später Bürgermeisterin eines Hauptstadtbezirks und ab Dezember 2018 Regierungschefin der Hauptstadt. Sie legte das Amt nieder, um für die Regierungspartei Morena bei der Wahl um das Präsidentenamt anzutreten.

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