Argentiniens neuer Präsident kann seine Arbeitsmarktreformen nicht durchsetzen. Ein Gericht setzt die Massnahmen nach einer Klage aus.
Javier Milei ist der neue Präsident von Argentinien. Foto: Guido Piotrkowski/dpa
Javier Milei ist der neue Präsident von Argentinien. Foto: Guido Piotrkowski/dpa - sda - Keystone/dpa/Guido Piotrkowski

Der ultraliberale argentinische Präsident Javier Milei hat bei seinem Versuch zur Beschneidung von Arbeitnehmerrechten einen juristischen Rückschlag erlitten. Ein Arbeitsberufungsgericht setzte per einstweiliger Massnahme Mileis Arbeitsmarktreformen und damit einen wichtigen Teil seines Notstandsdekrets aus, wie nationale Medien am Mittwoch übereinstimmend berichteten.

Die grösste Gewerkschaft des Landes hatte zuvor dagegen geklagt. Das Gericht befand, dass so viele und wichtige Massnahmen zum Arbeitsmarkt nicht am Kongress vorbei per Dekret erlassen werden dürften. Die Regierung werde gegen die Entscheidung Berufung einlegen, berichtete der Fernsehsender TN unter Berufung auf die Staatsanwälte.

Milei hatte im Dezember ein Dekret mit insgesamt 30 Massnahmen unterzeichnet, das die Aufhebung mehrerer Gesetze zur Regulierung des Arbeits- und Immobilienmarktes vorsieht. Dem Urteil zufolge werden die Arbeitsmarktreformen ausgesetzt, die tiefgreifende Änderungen wie die Einschränkung des Streikrechts, Änderungen bei den Entschädigungen und einen Einschnitt bei den Einnahmen der Gewerkschaften vorsehen.

Gewerkschaftsbund wehrt sich gegen neuen Regierungskurs

Für den Gewerkschaftsbund CGT ist die Entscheidung des Gerichts ein Teilerfolg. «Diese gerichtliche Entscheidung bremst die regressive und arbeitnehmerfeindliche Arbeitsmarktreform», teilte CGT laut TN mit. Die Gewerkschaft hatte zuletzt Tausende Menschen dazu mobilisiert, gegen den wirtschaftsliberalen Kurs der neuen Regierung auf die Strasse zu gehen. Sie hat auch zu einem Generalstreik für den 24. Januar aufgerufen. Der letzte Streik des linken peronistischen Gewerkschaftsbunds war im Mai 2019, er hatte das Land weitgehend lahmgelegt.

Argentinien befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Inflationsrate liegt bei über 160 Prozent, rund 40 Prozent der Menschen in dem einst reichen Land leben unterhalb der Armutsgrenze. Die zweitgrösste Volkswirtschaft Südamerikas leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer grossen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso verliert gegenüber dem US-Dollar immer weiter an Wert, der Schuldenberg wächst ständig.

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