Die Waffenruhe im Konflikt zwischen Israel und den militanten Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad ist in der Nacht zum Freitag offiziell in Kraft getreten.
Konflikt in Nahost
Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza: Ein palästinensischer Mann sitzt vor seinem zerstörten Haus nach israelischen Luftangriffen im Flüchtlingslager Jabaliya. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist offiziell in Kraft getreten.
  • Nur Minuten vor der Feuerpause kam es auf beiden Seiten noch zu Angriffen.
  • Nach dem Inkrafttreten um 2 Uhr wurden im Gazastreifen Freudenschüsse abgefeuert.

Im palästinensischen Gazastreifen wurden nach Angaben von Journalisten der Nachrichtenagentur AFP direkt nach dem offiziellen Inkrafttreten der Feuerpause um 2 Uhr (Ortszeit) Freudenschüsse abgefeuert. Auf der israelischen Seite waren weder Sirenen noch Geräusche von Raketen oder anderen Geschossen zu hören. Auch zwei Stunden nach dem Beginn der Feuerpause wurden keine neuen Raketenangriffe auf Israel gemeldet. Auch Israel hielt sich an die Abmachung.

Die Einigung auf die Feuerpause war nach anderthalb Wochen heftigen gegenseitigen Raketenbeschusses am Donnerstag unter ägyptischer Vermittlung zustande gekommen. Sowohl die israelische Regierung als auch die beiden radikalen Palästinenserorganisationen hatten in die Waffenruhe eingewilligt.

Zwei ägyptische Delegationen sollen nach Angaben von Diplomaten in den palästinensischen Gebieten und in Tel Aviv auf die Wahrung der Feuerpause achten und die «Verfahren überwachen, um dauerhaft stabile Beziehungen zu erhalten».

Minuten vor Waffenruhe kam es noch zu Angriffen

Nur Minuten vor Beginn der Feuerpause schossen militante Palästinenser noch Raketen Richtung Israel ab und Israels Luftwaffe beschoss Ziele in dem Küstenstreifen. Über neue Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Beide Seiten warnten, sollte sich die Gegenseite nicht an die von Ägypten eingefädelte Vereinbarung halten, sei sie hinfällig.

Im Gazastreifen gingen Tausende Menschen erstmals seit Beginn der Kämpfe wieder ohne grössere Angst auf die Strassen. Kämpfer feuerten aus ihren automatischen Waffen in die Luft und viele riefen «Allahu Akbar» (Gott ist gross). Dieser Ruf schallte auch aus den Lautsprechern der Minarette der Moscheen in dem dichtbesiedelten und weitgehend abgeschotteten Gebiet.

Die Waffenruhe sei einseitig und erfolge ohne Vorbedingungen, sagte ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Trotzdem bekannte sich auch die Hamas zu der indirekt erzielten Vereinbarung.

«Die Waffenruhe ist wechselseitig und tritt beidseitig am Freitag 02.00 Uhr (01.00 Uhr MESZ) in Kraft», sagte Taher al-Nuno, ein Berater des Hamas-Chefs Ismail Hanija, in Gaza. Der «bewaffnete Widerstand» der Palästinenser werde sich so lange an sie halten, so lange dies die israelische Seite tue, fügte er hinzu.

Joe Biden: «Waffenruhe ist wirkliche Chance»

Nach Worten von US-Präsident Joe Biden bietet die Waffenruhe eine «wirkliche Chance», im Nahen Osten Fortschritte hin zu einem dauerhaften Frieden zu machen. Die USA stünden zusammen mit den Vereinten Nationen und anderen Partnern bereit, der Palästinensischen Autonomiebehörde mit humanitärer Hilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau zu helfen, sagte Biden am Donnerstag (Ortszeit) im Weissen Haus.

Gleichzeitig sagte Biden Israel seine «volle Unterstützung» zu, um das Abwehrsystem Eisenkuppel («Iron Dome») wieder komplett auszustatten. Das gemeinsam mit den USA entwickelte System müsse auch «in Zukunft die Verteidigung und Sicherheit» Israels gewährleisten, sagte Biden. Die Vereinigten Staaten stünden weiter zu Israels Recht, sich gegen Raketenangriffe der Hamas und anderer Terrorgruppen im Gazastreifen zu verteidigen, betonte er.

Der britische Aussenminister Dominic Raab appellierte an die Konfliktparteien, eine «dauerhafte» Waffenruhe herzustellen. Der «inakzeptable Zyklus aus Gewalt und Verlust menschlicher Leben» in der Region müsse beendet werden, schrieb Raab im Onlinedienst Twitter.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres rief beiden Seiten auf, sich an die Vereinbarung zu halten. Nun müsse es um einen raschen Wiederaufbau und eine Wiederaufnahme von ernsthaften Gesprächen gehen, sagte der UN-Chef weiter. Die Vereinten Nationen würden Israel und die Palästinenser dabei unterstützen.

Insgesamt 240 Menschen bei Nahost-Konflikt getötet

Durch die gegenseitigen Raketenangriffe waren seit Beginn der vergangenen Woche mehr als 240 Menschen getötet worden, die meisten davon im von der Hamas regierten Gazastreifen.

Unter den 232 Opfern auf der Seite der Palästinenser waren auch 65 Kinder und Jugendliche. 1900 Menschen im Gazastreifen wurden verletzt und and er Infrastruktur entstanden immense Schäden.

Israel Gaza
Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza: Ein Mädchen geht vorbei an von Luftangriffen zerstörten Häusern. - Keystone

In Israel wurden nach Angaben der dortigen Behörden zwölf Menschen durch die Luftangriffe getötet und mehr als 300 verletzt. In den elf Tagen schossen militante Palästinenser laut der israelischen Armee insgesamt 4340 Raketen ab.

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