Aufgrund des eskalierenden Konflikts in Äthiopien ist ein hochrangiger US-Diplomat zu Gesprächen in die Hauptstadt Addis Abeba zurückgekehrt. Es sei der zweite Aufenthalt des US-Sondergesandten für das Horn von Afrika, Jeffrey Feltman, innerhalb weniger Tage, teilte das US-Aussenministerium in der Nacht zum Dienstag mit.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zuvor hatte eine hochrangige UN-Diplomatin im UN-Sicherheitsrat vor einem sich ausbreitenden Bürgerkrieg gewarnt, in dem das ostafrikanische Land «versinken könnte».

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Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) twitterte am Dienstag, dass von touristischen und anderen nicht dringenden Reisen in das Land abgeraten wird. Von Reisen ausserhalb Addis Abeba werde generell abgeraten - ausserhalb der Hauptstadt habe die Schweizer Botschaft nur eng begrenzte oder je nach Situation gar keine Möglichkeiten zur Erbringung von Dienst- oder Hilfeleistungen in Notfällen.

Mit knapp 115 Millionen Einwohnern ist Äthiopien das Land mit der zweitgrössten Bevölkerung Afrikas. Der Vielvölkerstaat, der lange als Stabilitätsanker der Region galt, droht durch die Kämpfe zu zerfallen, die Zentralregierung ist geschwächt. Der Konflikt zwischen Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), der vor etwa einem Jahr begann, hat sich mittlerweile auf weitere Landesteile ausgeweitet. Gemeinsam mit Rebellen der Oromo Liberation Army (OLA) rückt die TPLF auf Addis Abeba vor.

Auch der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen äusserte sich nach einem viertägigen Besuch im Land besorgt. Er habe Frauen getroffen, die in den vergangenen Monaten bereits drei Mal mit ihren Kindern vor der sich ausbreitenden Gewalt geflohen seien, sagte Martin Griffiths laut einer Mitteilung. Die Versorgung der Menschen sei weiterhin schwierig, hiess es.

Regierungschef und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed war 2018 an die Macht gekommen. Er versprach, Äthiopien zu reformieren. Er entmachtete die TPLF, die das Land 25 Jahre lang dominiert hatte. Im Herbst 2020 führte die TPLF eigenmächtig Wahlen in ihrer Hochburg Tigray durch und griff kurz danach eine Militärbasis an. Der Regierungschef begann daraufhin eine Militäroffensive mit der Hilfe des Nachbarlandes Eritrea. Regierungschef Abiy steht seitdem international stark in der Kritik. Ihm werden Kriegsverbrechen und eine de facto Blockade Tigrays vorgeworfen. Der Konflikt hat den Norden des Landes in eine schwere humanitäre Krise gestürzt.

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