Christchurch-Attentäter will nicht mehr selbst sprechen

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Neuseeland,

Überraschend hat der Attentäter von Christchurch angekündigt, vor Gericht nicht mehr selbst das Wort ergreifen zu wollen. Neuseeland atmet auf. Viele hatten befürchtet, der Rechtsextremist werde den Saal als Bühne benutzen.

Der Attentäter von Christchurch anders als befürchtet doch nicht mehr selbst das Wort ergreifen. Foto: John Kirk-Anderson/The Press/AAP/dpa
Der Attentäter von Christchurch anders als befürchtet doch nicht mehr selbst das Wort ergreifen. Foto: John Kirk-Anderson/The Press/AAP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Attentäter von Christchurch will vor der Urteilsverkündung nicht mehr selbst das Wort ergreifen.

Ein Pflichtanwalt werde stattdessen eine kurze Erklärung verlesen, hiess es aus dem Gericht.

Die Ankündigung vom Mittwoch hat monatelange Befürchtungen ausgeräumt, der 29-jährige Angeklagte könnte den Gerichtssaal zur Selbstdarstellung und als Plattform zur Verbreitung seiner rechtsextremistischen Ansichten nutzen.

Am 15. März 2019 hatte der aus Australien stammende Täter in der Stadt auf der neuseeländischen Südinsel zwei Moscheen überfallen und 51 Menschen erschossen. 50 weitere wurden verletzt. Das Massaker übertrug er per Helmkamera ins Internet. Das Verbrechen gilt als das blutigste in der jüngeren Geschichte des Pazifikstaats.

Ursprünglich hatte der Angeklagte angekündigt, sich selbst vertreten zu wollen. Nach dreitägigen Anhörungen von Überlebenden und Angehörigen der Opfer hätte er sich am Donnerstag äussern dürfen. Darauf will er nun verzichten.

Zunächst wird noch die Staatsanwaltschaft eine Stellungnahme verlesen, anschliessend will der Richter Cameron Mander das Strafmass verkünden. Dies könnte am Donnerstag geschehen, Mander kann sich aber theoretisch noch Bedenkzeit ausbitten - denn der Extremist ist der erste Angeklagte, der unter dem Gesetz gegen Terrorismus («Terrorism Suppression Act») aus dem Jahr 2002 verurteilt wird. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung. Dieses Strafmass hat es in Neuseeland bisher noch nicht gegeben.

Brenton Tarrant werden 51 Morde, 40 versuchte Morde und Terrorismus zur Last gelegt. Nachdem er zunächst auf nicht schuldig plädiert hatte, bekannte er sich im März plötzlich in allen Anklagepunkten schuldig, so dass es keine Hauptverhandlung mehr gab.

Seit Montag hatten mehr als 80 Überlebende und Hinterbliebene die Möglichkeit, Erklärungen abzugeben. Einige hatten Fotos ihrer getöteten Mütter, Väter, Söhne und Töchter dabei. Mit emotionalen und teils wütenden Wortmeldungen wandten sie sich oft direkt an den Täter. Mehrere beschimpften ihn als «Verlierer» und «Feigling», der sich hinter seinen Waffen versteckt habe. «Du bist schwach. Ein Schaf in einem Wolfspelz», sagte Ahad Nabi, und schaute dem Mörder seines Vaters dabei direkt ins Gesicht. Viele kämpften immer wieder mit den Tränen. Der Angeklagte zeigte die meiste Zeit keine Regung, jedoch sagten Beobachter, bei einzelnen Wortmeldungen habe er kurz gelacht.

Zum Abschluss wandte sich Hamimah Tuyan an Täter und Richter. Ihr Mann war das letzte Todesopfer der Attacken: Zekeriya Tuyan hatte bis zum 2. Mai um sein Leben gekämpft und erlag 48 Tage nach den Schüssen seinen Verletzungen. «Ihre abscheulichen Taten haben Tausende Neuseeländer in Solidarität zusammengebracht. Möge dies eine Lektion für Ihre Sympathisanten und Unterstützer sein», sagte sie. Tuyan forderte den Richter auf, das höchstmögliche Strafmass zu verhängen: «Es wäre eine schwere Ungerechtigkeit, wenn er jemals wieder die Chance bekommen sollte, in die Menschheit entlassen zu werden.»

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