Die Hilfsorganisation «Save the Children» befürchtet einen Cholera- und Hepatitis-Ausbruch im Gazastreifen aufgrund der katastrophalen humanitären Lage.
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Palästinenser sammeln Objekte in einem Wohngebäude in Rafah, Gazastreifen, das durch einen Raketenangriff der israelischen Streitkräfte zerstört wurde, 14. Dezember 2023. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Krieg Israels gegen die Hamas sorgt für immense humanitäre Schäden im Gazastreifen.
  • Im Süden bauen palästinensische Flüchtlinge Slums, es gibt kein fliessendes Wasser.
  • Die mangelnde Hygiene könnte schon bald Seuchen wie Cholera oder Hepatitis hervorrufen.
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Der Ausbruch des Kriegs zwischen Israel und der Hamas hat zu einer massiven Flucht von Palästinensern geführt. Hunderttausende sind vom Norden in den Süden geflüchtet, auf Anweisung der israelischen Verteidigungskräfte (IDF). Insbesondere im Bezirk Rafah haben sich etwa eine Million Menschen in improvisierten Lagern niedergelassen.

Wie der «Spiegel» unter Berufung auf eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation «Care» berichtet, bauen Flüchtlinge aus Plastikplanen Zelte. Fliessendes Wasser gibt es ebenso wenig wie Schutz vor Wind, Regen und Kälte. Zum Kochen fällen die Menschen Strommasten und Bäume oder suchen nach Abfall, um ein Feuer zu machen.

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Eine Luftaufnahme des UN-Hilfszentrums mit Flüchtlingscamps in Rafah, Gazatstreifen.
Gaza Rafah Flüchtlinge
Im südlichen Gazastreifen haben sich eine Million palästinensische Flüchtlinge niedergelassen. Hunger und Krankheit herrschen.
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Die israelischen Verteidigungskräfte haben die Bevölkerung im Gazastreifen dazu aufgefordert, den Norden zu verlassen. Doch auch im Süden sind Zivilisten unter Beschuss, wie hier in Rafah.
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Kinder im Gazastreifen werden immer wieder aufgrund der Raketenangriffe verletzt, doch auch Hunger und Lungenentzündungen sind für sie tödlich.
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Palästinensische Flüchtlinge in einem Flüchtlingslager in Rafah, Gazastreifen, 6. Dezember 2023.

Aber es mangelt in Rafah auch an Lebensmitteln. Der Direktor der UN-Agentur für palästinensische Flüchtlinge, Philippe Lazzarini schildert dem «Spiegel»: Ein Vater habe ihn gefragt, wie er seine fünf Kinder mit einer Dose Bohnen drei Tage lang ernähren soll. Auch diese «Hölle auf Erden», wie es Direktor Lazzarini beschreibt, ist von der IDF unter Beschuss.

Keine Hepatitis-Tests, aber Anzeichen

Für Kinder ist die Lage besonders gefährlich: Viele Familien konnten vor der Flucht keine warme Kleidung oder Decken packen. «Lungenentzündung ist eine häufige Todesursache für Kinder», sagt Jason Lee von «Save the Children». Es gebe nicht genügend Platz für alle Flüchtlinge, geschweige denn für medizinische und sanitäre Einrichtungen. «Wir dürften bald Windpocken und Masern sehen», so Lee.

Doch Schlimmeres könnte sich ausbreiten. Im Flüchtlingslager Chan Yunis teilen sich gemäss Lee 600 Menschen eine Toilette. Viele Menschen würden unter Krätze, Durchfall, Läusen oder schweren Ausschlägen leiden. Cholera könnte sich ausbreiten, lautet die Befürchtung der Hilfsorganisationen vor Ort.

Macht ihnen der derzeitige Konflikt im Gazastreifen Sorgen?

Anzeichen auf einen Ausbruch von Hepatitis gebe es schon. Immer mehr Menschen hätten Gelbsucht, so Lee. «Aber in den Krankenhäusern fehlt es an Testkits», erklärt er.

Allgemein ist die medizinische Versorgung im Gazastreifen kurz vor dem Kollaps. Gemäss Informationen der UNO sind nur noch elf von 36 Krankenhäusern fähig, Patienten zu helfen. Im stark beschossenen Norden gibt es nur noch eine Klinik. Es fehlt an Medikamenten und Verbandsmaterial.

Die Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Sarah Davies, beschreibt die Lage für Verletzte: «Bei manchen sind die verletzten Gliedmassen bereits so stark infiziert, dass die Ärzte nur noch amputieren können.» Mitarbeitende hätten sogar Maden in den Wunden der Menschen gesehen.

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