Die brasilianische Regierung will die von den G7-Staaten zugesagten Millionenhilfen im Kampf gegen die Waldbrände in der Amazonas-Region nicht haben.
bruno manser
Waldbrände im Amazonas-Gebiet - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Regierung wirft Macron erneut Kolonialismus vor.

Der Kabinettschef von Präsident Jair Bolsonaro sagte am Montag dem Nachrichtenportal G1, das Geld solle vielmehr dazu verwendet werden, die Wälder in Europa wieder aufzuforsten. Die brasilianische Regierung warf Macron erneut Kolonialismus vor.

Die G7-Staaten hatten Brasilien angesichts der verheerenden Amazonas-Waldbrände umgerechnet 18 Millionen Euro an Soforthilfen zugesagt. Damit sollten vor allem Löschflugzeuge finanziert werden, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montag beim Gipfeltreffen der führenden Industrieländer im südfranzösischen Seebad Biarritz.

Bolsonaros Kabinettschef Onyx Lorenzoni setzte die während der vergangenen Tage von Präsident Bolsonaro und brasilianischen Regierungsmitgliedern gestarteten Attacken gegen Macron fort. «Macron schafft es nicht mal, einen vorhersehbaren Brand in einer Kirche zu verhindern, die Teil des Welterbes ist, und er will uns Lektionen für unser Land erteilen?», sagte Lorenzoni in Anspielung auf das Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame im April.

Vielmehr solle sich Macron um «die französischen Kolonien» kümmern, sagte Lorenzoni. Er bezog sich dabei auf das Überseegebiet Französisch-Guyana, das eine gemeinsame Grenze mit Brasilien hat und in dem ein kleiner Teil der Amazonas-Wälder liegt. «Brasilien ist eine demokratische und freie Nation und hatte niemals koloniale und imperialistische Verhaltensweisen, wie es vielleicht das Ziel des Franzosen Macron ist.»

Brasiliens Aussenminister Ernesto Araújo erklärte, niemand benötige eine «neue Initiative für das Amazonas-Gebiet». Es bestünden bereits Strukturen im Rahmen der UN-Klimakonvention für den Kampf gegen die Abholzung sowie zur Aufforstung.

Der brasilianische Umweltminister Ricardo Salles begrüsste zunächst die Unterstützung durch die G7. Bolsonaros Kabinettschef Lorenzoni erteilte dem Vorschlag dann aber eine Absage: Brasilien danke für die angebotene Hilfe, sagte er G1. «Aber vielleicht wäre es wichtiger, mit den Mitteln Europa wieder aufzuforsten.» Zugleich rief er Macron auf, dieser solle sich lieber um die Probleme bei sich «zu Hause» und in den französischen «Kolonien» kümmern.

Die brasilianische Regierung hat Macron in den vergangenen Tagen wiederholt scharf angegriffen, weil der französische Präsident die Amazonas-Waldbrände auf die Agenda des G7-Gipfels gesetzt hatte. Bolsonaro selbst warf Macron eine «kolonialistische Mentalität», eine «Instrumentalisierung» der Amazonas-Waldbrände sowie einen «sensationsgierigen Ton» vor. Der ultrarechte Politiker schreckte selbst vor einer sexistischen Attacke gegen Macrons Ehefrau Brigitte nicht zurück.

Bolsonaros Zustimmungswerte im eigenen Land legten in die vergangenen sechs Monaten eine rasante Talfahrt hin: Inzwischen missbilligen knapp 54 Prozent der Brasilianer seine Politik, im Februar hatte er noch 57,5 Prozent Zustimmung.

Im ökologisch für die ganze Welt wichtigen Amazonasgebiet lodern derzeit tausende Waldbrände. Nach jüngsten Angaben des brasilianischen Forschungsinstituts Inpe gab es in Brasilien seit Jahresbeginn mehr als 80.000 Feuer, davon mehr als die Hälfte im Amazonasbecken.

Der brasilianische Verteidigungsminister Azevedo e Silva erklärte, die Brände seien «unter Kontrolle». Die Lage werde «etwas übertrieben» dargestellt in der Öffentlichkeit. Es habe schon Jahre zuvor «Bilder von viel schlimmeren Bränden» gegeben.

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