Seit einem Jahr dürfen in Afghanistan Frauen keine Universitäten mehr besuchen. Nun kritisieren die UN auch eine verschlechterte Schulbildung unter den Taliban.
Afghanische Mädchen beim Unterricht
Die Bildungspolitik der Taliban wirkt sich vor allem auf Mädchen aus. (Symbolbild) - keystone

Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) hat ein Jahr nach dem Verbot des Universitätsbesuchs für Frauen eine sich verschlechternde Schulbildung unter den regierenden Taliban beklagt.

«Die internationale Gemeinschaft hat sich zu Recht auf die Notwendigkeit konzentriert, das Verbot der Bildung für Mädchen aufzuheben», sagte die UN-Sondergesandte für Afghanistan, Rosa Otunbajewa, am Mittwoch während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York.

«Aber die sich verschlechternde Qualität der Bildung und der Zugang dazu betrifft auch Jungen», fügte Otunbajewa hinzu.

Schule für Mädchen nur bis zur 6. Klasse

Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Taliban Bildung für Mädchen und Frauen drastisch eingeschränkt. Mädchen dürfen nur bis zur 6. Klasse in die Schule gehen und auch keine Universitäten mehr besuchen. Die Taliban erklären das bisher mit ihrer Auslegung des Islams.

Versprechen, Schulen und Universitäten bald wieder für Mädchen und Frauen zu öffnen, wurden nicht erfüllt. Andere islamische Länder und Organisationen hatten die Praxis scharf kritisiert.

Religion statt Kunst

Die Taliban haben nach ihrer Machtübernahme das Bildungssystem einer Reform unterzogen. In einem Quartalsbericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar) hiess es, die Islamisten hätten hochrangige Beamte des Bildungsministeriums und Hochschullehrer durch Taliban-Mitglieder ersetzt.

Ausserdem seien neue religiöse Studienfächer eingeführt worden. Von Human Rights Watch hiess es jüngst, Fächer wie Sport, Kunst oder Englisch seien häufig vom Lehrplan gestrichen worden oder würden wegen Lehrermangels nicht mehr unterrichtet. Laut den Taliban wurden zudem landesweit Tausende Religionsseminare gegründet.

Menschenrechtlerin beklagt Umgang mit Frauen

Auch die bekannte afghanische Menschenrechtlerin Schaharsad Akbar beklagte die Einschränkungen unter den Islamisten. Frauen seien unter den Taliban weniger wert, sagte sie per Video zugeschaltet dem UN-Sicherheitsrat.

«Die Bildung der Frauen spielt keine Rolle, ihr rechtmässiger Platz ist zu Hause», kritisierte Akbar. Sie spielten auch keine Rolle bei der Entscheidungsfindung und Regierungsführung im Land.

«Wir wollen ein Land, das sich nicht im Krieg mit seinen Frauen und Mädchen befindet», sagte Akbar.

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