Die australische Polizei ermittelt gegen die Betreiberfirma eines Kreuzfahrtschiffs, die trotz mehrerer Corona-Verdachtsfälle tausende Passagiere im Hafen von Sydney von Bord gehen liess.
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Kreuzfahrtschiff in Sydney - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Passagiere der «Ruby Princess» durften trotz Corona-Verdachtsfällen von Bord.

Die Ermittler gingen dem Verdacht nach, dass die Reederei Carnival Australia Informationen über die Gesundheitssituation an Bord der «Ruby Princess» vor den Behörden zurückgehalten habe, sagte der Polizeichef von New South Wales, Mick Fuller, am Sonntag. Zehn der Passagiere sind inzwischen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.

Trotz eines bereits geltenden Anlegeverbots für Kreuzfahrtschiffe wegen der Corona-Krise hatte die australische Regierung der «Ruby Princess» im März eine Genehmigung für das Anlegen erteilt und den 2700 Passagieren das Verlassen des Schiffs erlaubt.

Beim Andocken des Schiffs im Hafen von Sydney hatten mehrere Passagiere grippeähnliche Symptome gezeigt. Hunderte der Kreuzfahrtteilnehmer wurden später positiv auf das Coronavirus getestet, zehn von ihnen starben.

Die «Schlüsselfrage» sei, ob die Besatzung der «Ruby Princess» den Behörden die Wahrheit über den Gesundheitszustand der Menschen an Bord gesagt habe, sagte Fuller. «Die internationale Lizenz, in einen Hafen einzufahren, erfolgt auf Basis einer Zusicherung des Kapitäns an die Behörden, dass es auf dem Schiff keine ansteckende Krankheit gibt», betonte er.

Die «Ruby Princess» liegt derweil noch immer vor der Küste Sydneys vor Anker. Die Besatzungsmitglieder durften das Schiff bislang nicht verlassen, 200 von ihnen weisen nach Behördenangaben Corona-Symptome auf.

Fuller sagte, Strafermittlungen seien der «einzige Weg» um herauszufinden, ob die Reederei gegen das australische Gesetz zur Biosicherheit sowie gegen Gesetze des Bundesstaates New South Wales verstossen habe. Demnach wollen die Ermittler die Dokumentation der «Ruby Princess» einsehen. Carnival Australia habe zugesagt, mit den Ermittlern zu kooperieren. Auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zu dem Fall reagierte die Reederei zunächst nicht.

Fast zehn Prozent der insgesamt 5500 bestätigten Infektionsfälle in Australien entfallen auf ehemalige Teilnehmer von Kreuzfahrten oder Besatzungsmitglieder. Der Umgang mit Kreuzfahrtschiffen vor der australischen Küste hat die politische Debatte aufgeheizt. Mehrere Experten sprachen bereits von «Todesschiffen».

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