Stadt Zürich

Tote Tauben am Perrondach am Zürich HB schockieren Pendler

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

Tauben verenden qualvoll an Schweizer Bahnhöfen. Der Verein Stadttauben Schweiz fordert die SBB zum Handeln auf.

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Eine Pendlerin traute ihren Augen kaum, als sie die Tauben im Perrondach am Zürcher Hauptbahnhof erblickte. - Instagram / @stadttauben_schweiz

Das Wichtigste in Kürze

  • «Die Tauben waren bestimmt schon tot», sagt eine Pendlerin.
  • Am Zürcher Hauptbahnhof entdeckte sie Tauben, die in einem Holzgerüst eingeklemmt waren.
  • Der Verein Stadttauben Schweiz fordert, dass die SBB betreute Taubenschläge einrichtet.

Ein grusliger Anblick bietet sich Pendlerin A.H.*, als sie am Zürcher Hauptbahnhof für einen Weihnachtsmarktbesuch auf ihren Bruder wartet.

«Ich schaute etwas herum und dachte: ‹Wow, das kann ja nicht sein›», sagt sie zu Nau.ch. Aus dem Perrondach beim Gleis drei neben der Europaallee hängen mehrere Tauben heraus!

«Die Tauben waren bestimmt schon tot», vermutet die Pendlerin. Hinter dem Holzgerüst hätten sich weitere Tauben befunden. «Diese waren dort vielleicht noch gefangen und kämpften ums Überleben.»

«Wie viele Tiere müssen noch zum Opfer fallen?»

Kürzlich hat der Verein Stadttauben die Fotos und Videos der Pendlerin auf Instagram veröffentlicht. Die Aufnahmen stammen vom 29. November.

«Wie viele Tiere müssen dieser Konstruktion noch zum Opfer fallen, bevor sich etwas ändert?» Mit dieser Frage richtet sich der Verein im Post dazu an die SBB.

Braucht es Taubenschläge an Bahnhöfen?

Am 1. Dezember erhielt der Verein weitere Aufnahmen von dort gefangenen Tauben zugeschickt.

Verkotung gebe Hinweis

Nina Bachellerie ist Vizepräsidentin des Vereins. Es lasse sich nicht abschliessend sagen, wie viele Tauben genau verendet seien, sagt sie zu Nau.ch.

«Den Aufnahmen nach handelt es sich jedoch um mindestens fünf Tiere.» Da sich die Konstruktion sehr weit oben befinde, seien weitere Tiere nur aufgrund von Bewegungen hinter den Stäben zu erahnen.

«Das Ausmass der Verkotung zeigt jedoch, dass sich dort regelmässig zahlreiche Tauben aufhalten», sagt die Taubenschützerin. Sie gingen davon aus, dass die Tiere den Bereich als geschützten Brut- und Aufenthaltsort nutzten. «Und dabei zwischen den Holzstäben steckenbleiben.»

«Taubenschläge sind sehr effizient»

Ähnlich qualvoll sterben Tauben am Bahnhof Basel. Der Verein Stadttauben postete Fotos von Tauben, die dort in einem Vergrämungsnetz hängen blieben und starben.

«Aus unserer Sicht sollte die SBB an den Bahnhöfen betreute Taubenschläge nach dem Augsburger Modell einrichten», sagt Nina Bachellerie. Dies, um die Bestände tiergerecht und wirksam zu regulieren.

«Werden solche Projekte von Fachpersonen aufgezogen und die Schläge korrekt betreut, sind sie sehr effizient», sagt Bachellerie. Die Tiere verbrächten rund 80 Prozent des Tages darin. «Was das Verschmutzungsproblem deutlich reduziert.»

Attrappen statt Eier

Durch eine kontrollierte, artgerechte Fütterung bleiben die Tauben laut der Taubenschützerin zuverlässig an den Schlag gebunden. «Und mittels Eiertausch wird der Nachwuchs reguliert.»

Beim Eiertausch handelt es sich um einen Austausch gelegter Eier durch Attrappen. Die Tauben brüten auf den Gipseiern weiter und geben die Brut nach rund zwei Wochen auf.

«Zahlreiche Projekte in Deutschland sowie die Städte Bern und Winterthur zeigen, dass dieses Konzept erfolgreich funktioniert», sagt Nina Bachellerie.

Kritik an Vergrämungen

Der Verein fordert neben Taubenschlägen auch, dass unsachgemäss angebrachte oder beschädigte Vergrämungen umgehend entfernt werden.

«Diese gefährden Tiere und verstossen damit gegen das Tierschutzgesetz», sagt Nina Bachellerie. Dazu zählten auch spitz zulaufende Spikes oder defekte Netze, in denen Tiere hängenbleiben könnten. Etwa auf dem SBB-Gelände in Niederglatt ZH seine auf diese Weise mehrere Tauben zu Tode gekommen.

Dort verbucht der Verein in Zusammenarbeit mit der Stiftung für das Tier im Recht einen Erfolg. «Wir konnten dort zumindest eine vorläufige Entfernung der Netze erreichen», sagt Bachellerie.

Im konkreten Fall der Holzkonstruktion am Zürcher HB handelt es sich laut der Taubenschützerin zwar nicht um eine Vergrämung. «Dennoch wird sie zur Todesfalle, da sich die Tauben mangels Alternativen zwangsläufig nischenartige Orte zum Brüten suchen.» Auch dort seien herunterhängende Drähte vorhanden, in denen sich die Tiere verfangen könnten.

«Es handelt sich um Einzelfälle»

Die SBB sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. «Nach unserem Kenntnisstand handelt es sich um Einzelfälle», sagt Mediensprecher Moritz Weisskopf auf Anfrage. «Verursacht durch das unbeabsichtigte Eindringen von Tauben in schwer zugängliche Bereiche und ein unglückliches Verheddern in Vergrämungsnetzen.»

Tauben
Die SBB gibt an, die Situation zu prüfen und die Installationen anzupassen, sollten Tiere zu Schaden kommen. - Screenshot / Instagram

Die SBB muss an stark frequentierten Bahnhöfen laut Weisskopf Massnahmen gegen Tauben ergreifen. «Um Gesundheitsrisiken und Gebäudeschäden zu vermeiden.» Sie achteten darauf, dass alle Installationen tierschutzkonform seien. «Sollten Tiere dennoch zu Schaden kommen, prüfen wir die Situation und passen die Installationen an.»

Die Forderung nach Taubenschlägen lehnt die SBB ab. Dieses Modell sei diskutiert, jedoch nicht für tauglich befunden worden, sagt Moritz Weisskopf. Um mit einem betreuten Taubenschlag die Taubenpopulation überhaupt wirksam regulieren zu können, müssten die Eier regelmässig ausgetauscht werden. «Das ist nicht in allen Kantonen erlaubt.»

Saubere Böden und Nagelbänder

Darüber hinaus erachtet das Bahnunternehmen den Betrieb eines betreuten Taubenschlags als aufwändig. «Diese Ressourcen können effizienter eingesetzt werden, indem alternative Massnahmen zur Taubenregulierung ergriffen werden.»

Damit die Taubenpopulation generell nicht zu gross wird, setzt die SBB auf verschiedene Massnahmen.

Saubere Böden und regelmässig geleerte Abfallbehälter sollen keine zusätzlichen Nahrungsquellen bieten. Auch setzt die SBB mechanische Abwehrmittel wie Netze, Nagelbänder oder Stahlkabel ein. Weitere Massnahmen sind punktuell akustische Geräte oder geruchsbasierte Mittel, die für Tauben unangenehm sind.

*Name der Redaktion bekannt.

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Kommentare

User #1102 (nicht angemeldet)

Ich bin schockiert, was für Kommentare ich lese. Es ist zwingend, dass die SBB diesen Zustand löst. Auch wenn es für Viele nur Tauben sind. Echt traurig.

User #5581 (nicht angemeldet)

Der ZH HB hat schon viel schlimmer schockiert. Z.B mit Bargeldverbot.

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