Armee und Demonstranten im Sudan nehmen Gespräche wieder auf
Im Sudan haben die Militärmachthaber und die Protestbewegung ihre Verhandlungen über die Bildung einer Übergangsregierung nach mehrwöchiger Unterbrechung wieder aufgenommen.

Das Wichtigste in Kürze
- Vermittler forderten Konfliktparteien zuvor zu neuen Verhandlungen auf.
Drei Generäle des regierenden Militärrats und fünf Vertreter der oppositionellen Demonstranten trafen sich am Mittwoch in einem Hotel in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Vermittler der Afrikanischen Union und Äthiopiens hatten die Konfliktparteien zur Wiederaufnahme der Gespräche aufgerufen.
Kurz vor dem Treffen in dem Hotel am Nil-Ufer hatte die Allianz für Freiheit und Wandel verkündet, «die Einladung zu direkten Verhandlungen zu akzeptieren». Bedingung für die Gespräche sei, dass «binnen 72 Stunden» ein Ergebnis erzielt würde, betonte der Protestanführer Madani Abbas Madani. «Weder wir noch das sudanesische Volk sind zu endlosen Verhandlungen bereit.»
Die Armee hatte im Vorfeld nicht verlauten lassen, ob sie an neuen Gesprächen teilnehmen werde. Unter den drei Generälen, die am Mittwoch zu dem Treffen mit der Protestbewegung kamen, war auch der Leiter der gefürchtete paramilitärische Einheit RSF, Mohammed Hamdan Dagalo.
Das Staatsfernsehen des afrikanischen Krisenstaats berichtete, der Militärrat habe die sofortige Freilassung von 235 Kämpfern einer Abspaltung der Sudanesischen Befreiungsarmee angeordnet. Diese kämpfte in der Krisenregion Darfur gegen Regierungstruppen und ist Teil der Protestbewegung.
Die USA stellten sich am Mittwoch hinter den «friedlichen Protest» der Opposition und deren Forderung nach einer von Zivilisten angeführten Übergangsregierung. Es sei an der Zeit, dass sich der Militärrat mit der Allianz für Freiheit und Wandel einige, sagte eine Sprecherin des US-Aussenministeriums.
Die Verhandlungen zwischen der Armee und der Protestbewegung waren im Mai zum Erliegen gekommen. Die Spannungen zwischen den beiden Konfliktparteien waren nach der gewaltsamen Auflösung eines Protestlagers vor dem Armeehauptquartier in Khartum Anfang Juni eskaliert. Vermittler der Afrikanischen Union und Äthiopiens riefen die Konfliktparteien am Dienstag zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.
Die Protestbewegung hatte jüngst den Druck auf die Armee wieder erhöht. Am Sonntag gingen zehntausende Demonstranten in mehreren Städten auf die Strasse. Für den 13. Juli wurden erneute Massenproteste angekündigt, gefolgt von einem Tag des landesweiten zivilen Ungehorsams.
In dem afrikanischen Staat hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir infolge von monatelangen Massenprotesten im April ein Militärrat die Führung übernommen. Er weigert sich, die Macht zügig an eine zivile Regierung zu übergeben.