Armee: Hisbollah-Kommandeur bei Angriff «ausgeschaltet»
Israels Armee meldet, dass bei einem Angriff in einem Vorort von Libanons Hauptstadt Beirut ein hochrangiger Kommandeur der Hisbollah getötet wurde.

Das Wichtigste in Kürze
- Israel meldet die Tötung eines hohen Hisbollah-Kommandeurs vor Libanons Hauptstadt.
- Fuad Schukr wird für die tödliche Rakete auf die Golanhöhen verantwortlich gemacht.
- Eine Bestätigung der Schiiten-Miliz zum Tod des Kommandeurs gibt es bislang nicht.
Bei einem israelischen Angriff auf ein Haus in einem Vorort von Libanons Hauptstadt Beirut ist Angaben der Armee zufolge der hochrangige Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah, Fuad Schukr, «ausgeschaltet» worden. Israelische Medien meldeten seinen Tod. Ein Sprecher des israelischen Militärs bestätigte, dass Schukr getötet worden sei.
Israelische Kampfflugzeuge haben Schukr nach Armeeangaben in einer «gezielten, nachrichtendienstlich gestützten Eliminierung» ausgeschaltet. Zuvor meldete die Armee, einen Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah im Süden Beiruts gezielt attackiert zu haben. Bei dem Angriff ist nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. 74 weitere Menschen wurden demnach verletzt.
Schicksal von Schukr laut Hisbollah noch offen
Nach Angaben der Schiitenorganisation Hisbollah ist das Schicksal von Schukr noch nicht endgültig geklärt. Die proiranische Miliz erklärte: «Der grosse dschihadistische Anführer, Bruder Fuad Shukr, war zu dem Zeitpunkt (des israelischen Angriffs) in dem Gebäude anwesend.»
Teams des Zivilschutzes arbeiteten daran, den Schutt am Angriffsort zu beseitigen. Man warte auf Ergebnisse zu Untersuchungen über das Schicksal Schukrs. In der Erklärung hiess es weiter, dass der Angriff auf ein Wohngebäude abgezielt habe. Mehrere Stockwerke des Gebäudes seien erheblich zerstört worden.
Schukr soll Hisbollah-Angriffe auf Israel koordiniert haben
Schukr habe als rechte Hand von Hibsollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah gedient und war dessen Berater für die Planung und Leitung von Kriegseinsätzen, hiess es von der Armee. Er habe zudem seit dem 7. Oktober die Angriffe der Hisbollah auf Israel koordiniert.
Schukr sei ausserdem verantwortlich für den Raketenangriff auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen mit zwölf Toten vor drei Tagen. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist derzeit nicht möglich.
Angriff folgte als Vergeltungsschlag
Nachdem am Samstag bei einem Raketenangriff in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen mindestens zwölf Menschen getötet wurden, hatte die israelische Regierung einen Vergeltungsschlag angekündigt. Sie macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich. Die Schiitenmiliz wies die Schuld von sich. Sie habe mit dem Angriff nichts zu tun, erklärte sie mehrmals.
Schukr gilt als enger Berater von Hisbollah-Generalsekretär Nasrallah und zählt zu den höchsten Militärkommandeuren in der Bewegung. Er ist nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah. Seit 2017 wird er ausserdem von US-Behörden wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht. Für Informationen zu Schukr haben die US-Behörden eine Belohnung von fünf Millionen Dollar ausgeschrieben.

Libanon spricht von krimineller Tat
Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati sprach laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA von einer «kriminellen Tat». Sie sei Teil einer Reihe aggressiver Operationen, bei denen Zivilisten getötet würden. «Die israelische Tötungsmaschinerie» habe noch nicht genug davon, die libanesischen Gebiete im Süden und in der Bekaa-Region anzugreifen, sagte er.
Bereits seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah. Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas: Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es auch in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.
Sowohl in Israel als auch im Libanon kamen zahlreiche Zivilisten ums Leben. Zehntausende Anwohner verliessen auf beiden Seiten der Grenze ihre Heimatorte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.
Israels Aussenminister: Hisbollah-Rückzug kann grossen Krieg verhindern
Der israelische Aussenminister Israel Katz hat bekräftigt, ein grosser regionaler Krieg könne nur durch die sofortige Umsetzung einer UN-Resolution verhindert werden, die den Rückzug der libanesischen Hisbollah-Miliz aus dem Grenzgebiet vorsieht.
In einem Brief an Dutzende Amtskollegen in aller Welt schrieb Katz, mit der Tötung des ranghohen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr habe Israel «eine klare Botschaft geschickt: Wir werden mit grosser Macht gegen jeden vorgehen, der uns Schaden zufügt».
Der Minister forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, Israels Forderung nach einem Rückzug der Hisbollah in das Gebiet nördlich des Litani-Flusses zu unterstützen. Dieser liegt rund 30 Kilometer von der Grenze zwischen Israel und dem Libanon entfernt. «Zehntausende von israelischen Einwohnern, die gezwungen waren, ihre Wohnorte im Norden Israels zu verlassen, müssen sicher heimkehren», schrieb Katz weiter.